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 Königwerq / Oktan

 

Königwerq Club-Tour – Hamburg, Logo – 19.11.2005

 

Königwerq im Privatkonzert im Hamburger Logo –

 

Dania König verwandelt einen leeren und kalten Club-Saal in ein
kuscheliges Wohnzimmer

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Dania König von Königwerq im Hamburger Logo (Foto: Königwerq)

 

Ein wunderschönes Konzert mit deutschem Pop fand da im Hamburger Logo statt, und zwei Lone Reviewer waren dabei. „Lone“ musste sich dieses Mal also nicht der im Team (mit Andre) auftretende Reviewer fühlen, sondern leider die Band auf der Bühne. Die Begleitumstände durch das ausbleibende Hamburger Publikum waren so, dass sie uns zu einer Satire anregten ...

 

Die Lone Reviewer organisieren sich ein Privatkonzert

 

Es war ja schon lange unser Traum, einmal eine unserer Lieblingsbands in unser Wohnzimmer einzuladen – und liest man diverse Fan-Foren, so ist dieser Wunsch wohl mehrheitsfähig. Wen soll man nun einladen? Auf jeden Fall natürlich eine der Bands mit einem für den Lone Reviewer zu den Top-5 des Jahres gehörenden Alben – die Creme de la Creme also. Und wer gehört für mich dieses Jahr zu den Top 5? Stefan Gwildis zum Beispiel, der würde aber in Hamburg 5000 und in Rostock 500 weitere Schaulustige anlocken. Oder die Corrs mit ihrem Back-to-the-Roots-Stil, aber da müsste man wohl eher nach Dublin reisen. Zu den Top 5 dieses Jahres gehören für mich auch Königwerq aus dem Südwesten Deutschlands, die sind hier oben noch nicht so bekannt, das müsste klappen.

 

Wie bekommt man nun eine Band wie Königwerq in mein Privathaus? So plump kann man die Band natürlich nicht einfach mit einer Privatadresse einladen, simulieren wir doch einfach ein Konzert in einem Hamburger Club, etwa dem Logo. Mit den Hamburger Tageszeitungen und Entertainment-Magazinen schließen wir schnell noch ein Abkommen, dass sie nichts, aber auch wirklich kein einziges Wort, über dieses Konzert vorankündigen. Königwerq-Plakate werden schnell wieder abgehängt, nur in der Einfallstraße, in der die Band zum Logo fährt, werden schnell noch welche als eine Art Potemkinsches Dorf platziert. Und schließlich manipulieren wir auch noch schnell das Online-Ticket-System von Kartenhaus.de, verdrehen den Bandnamen, so dass keiner der Fans das Konzert online finden und dummerweise dann buchen kann.

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Beweisfoto König“s“werq-Ticket: Durch Lone Reviewer erfolgreich manipuliertes Ticket von Kartenhaus.de

 

Dass sich nicht zu viele Hamburger zufällig ins Logo verirren, verhindern wir durch mehrere Maßnahmen. Zunächst hat Ole von Beust sowieso am späteren Abend eine Ausgangssperre verhängt (siehe unsere Kolumne über „Hamburger Nächte“ auf dieser Website), so dass bei einem Konzertbeginn ab 21 Uhr nur Abtrünnige ins Logo kommen können. Und diese werden durch Straßensperren rund um das Logo dann zur Not auch mit Gewalt abgehalten, zum Konzertort vorzudringen. Natürlich haben wir auch alle Gäste und Servicemitarbeiter der umliegenden Kneipen durch unsere Komparsen ausgewechselt. Als die Königwerq-Background-Sängerin Michelle Walker vor dem Konzert noch ins gegenüberliegende Cafe Campus geht, glaubt sie nur, mit einer echten Kellnerin und echten weiteren Gästen zu tun zu haben .. das waren natürlich alles wir.

 

Als wir schließlich kurz vor dem Konzertbeginn das Logo betreten, merken wir, dass wir uns doch einige Störenfriede eingefangen haben, die unser Privatkonzert stören. Zunächst einmal haben wir die Vorgruppe vergessen, die aus Hamburg stammenden Oktan, die mit ihren Anhängern alle Absperrungen umschifft hatten, da sie als Einheimische auch geheime Zugänge zum Logo kannten. Und schließlich waren da noch einige unbeirrbare Königwerq-Fans, die trotz aller Fallstricke Karten organisieren und das Logo erreichen konnten .... schade, schade, nun waren da plötzlich noch etwa dreißig weitere Leute – Störenfriede -  in unserem temporären Wohnzimmer ...

 

 

Genug der Satire, zurück zum Konzert

 

Die Hamburger Band Oktan startet um 21:10 und begrüßt sichtlich überrascht mehr Oktan- als Königwerq-Fans im Logo. Die Band mit Christopher Garbers (Gitarre, Gesang), Gunnar Schmidt (Gitarre, Gesang), Gerald Timmann (Bass) und Markus Stein (Schlagzeug) erwies ihrer Rolle als SUPPORT-Band alle Ehre und war nicht nur für den Großteil des Publikums „verantwortlich“, sondern bereitete mit überraschend gutem Rock mit deutschen Texten das Fundament für einen schönen Konzertabend. Oktan ist seit diesem Abend auch auf der Lone-Reviewer-Vormerkliste.

 

Im Titel Auf der Suche nach Sinn merkte Oktan die fehlende Masse im Publikum, da der Mitsingteil im Ansatz erstarb. Insbesondere Christopher Garbers bewies aber trockenen Humor, outete sich als Truck-Stop-Fan und improvisierte einen Country-Hit, organisierte schließlich sogar eine CD-Verlosung mit einer fürchterlich schwierigen Frage (nach vielen Minuten ging das neue Oktan-Album dann völlig verdientermaßen an einen weiblichen Königwerq-Fan im Publikum). Als ein junges Pärchen im Laufe des Support-Acts noch ins Logo kam, begrüßte Christopher Garbers beide persönlich und fragte nach dem Namen. Paula und ihr Freund verweigerten dann jedoch die Aussage, als sie in einer anonymen Meinungsumfrage schnell noch sagen sollten, ob sie nun wegen Oktan oder Königwerq hier seien.

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Die fünf ;-) von Oktan, von links: Gunnar Schmidt, Gerald Timmann, Markus Stein, Logo Pfeiler, Christopher Garbers

 

Nach erstaunlichen 50 Minuten (statt der für Support-Acts üblichen 20 bis 30 Minuten) war dann  Schluss um 22:00. Die verlängerte Spielzeit war wohl auch auf die Fan-Verteilung im Publikum hin angepasst worden.

 

Nach einer kurzen Umbaupause startete Königwerq dann um 22:15 Uhr mit folgender (Stamm-)Besetzung:

 

  • Carl-Michael Grabinger (Schlagzeug)
  • Michael Paucker (Bass)
  • Mathias Kiefer (Gitarre)
  • Dania König (Gesang)
  • Nico Schnepf (Keyboards)
  • Michelle Walker, Thanh Mai Susann Kieu (Background-Gesang)

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Von links: (durch Säule und Dania König verdeckt: Michael Paucker, Thanh Mai Susann Kieu, Michelle Walker), Dania König, Mathias Kiefer, Carl-Michael Grabinger (Foto: Königwerq)

 

Als Dania König dann die ungefähr 10 Zuschauer herzlich begrüßte, erhob sich Protest. Nein, sooo wenig waren wir ja nun auch nicht. Dania konterte und meinte, sie könne die dann wohl 300 Leute im Logo nicht sehen, weil sich alle Zuschauer in die hinteren Gefilde des Logo verdrückt hatten. Der Konter war erfolgreich und einige, die sich nachher auch als textsicher erwiesen, rückten in die erste Reihe vor. Immer noch blieb vor der Bühne ein großer Freiraum und dem Lone Reviewer stellte sich die bange Frage, ob dieses Konzert vor einem leeren Saal gleich unangenehme Folgen haben würde: Eine lustlose Band, eine verkürzte Setlist, absterbende Stimmung im Saal mit vielen Oktan-Fans ... Nichts von dem war der Fall. Als Andre und ich vorher noch über die Konzertlänge diskutierten, wünschten wir uns 60 Minuten, um den seit dem Sommer 2005 im Hamburger Stadtpark gesetzten Standard von Coldplay oder Joss Stone mindestens zu erreichen. Stattdessen spielte Königwerq fast 90 Minuten mit folgender Setlist, die nicht nur Titel vom Debut-Album enthielten, sondern auch weitere Nicht-Album-Titel von früheren Live-Sets (etwa Radio-Regenbogen-Konzert von 2004: Titel 3 und 6) und einen brandneuen Titel (Titel 14):

 

      1.Unschlagbar
      2.Leichter sein
      3.Lied (inklusive Gitarrensolo)
      4.Komm her
      5.Halt mich auf
      6.Im Kopf
      7.Vergib mir
      8.Leben
      9.König ohne Land (Dania König Solo, Keyboards und Gesang)
      10.Mann im Mond
      11.Sommersong
      12.Zahn der Zeit
      13.Zukunftsmusik
      14.(Zugabe) Mehr von Dir (mit Bass-Intro und Schlagzeug-Solo)
      15.(Zugabe) König des Leids

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Von links: Nico Schnepf, Michael Paucker (Foto: Königwerq)

 

Schon beim zweiten Titel Leichter sein wagte Dania das eigentlich Unmögliche und animierte das Rumpf-Publikum zum Mitsingen. Immerhin, es gelang so einigermaßen und im Laufe des Abends – zumindest in der für mich hörbaren rechten Hälfte des Logos mit überwiegender Königwerq-Fan-Fraktion – steigerte sich das Publikum immer mehr. Leichter sein und dann das Lied Lied wurden auch über die übliche Länge hin ausgedehnt. Bei Lied kam sogar noch eine unfreiwillige Brücke vor dem Gitarrensolo dazu, da im unpassendsten Zeitpunkt eine Saite gerissen war und Mathias Kiefer direkt vor dem Solo noch die Gitarre wechseln musste – das Solo direkt danach war dann überragend – mehr davon im Verlaufe des Konzertes wäre gut gewesen.

 

Die kleinen Umbaupausen zum akustischen Teil hin bewältigte Dania König dann auch mit Humor und spornte das Publikum an, solange zu klatschen, bis das Stühlerücken beendet war – was dann auch bei allen Umbaupausen klappte.  Einmal verzweifelte Dania zwar fast, als die Band wegen des Solo-Auftritts der Sängerin am Keyboard in König ohne Land bereits von der Bühne verschwunden war, sie aber noch mit dem Umbau des Mikrofons kämpfte – und im letzten Moment dann auch noch Unterstützung vom Königwerq-Techniker-Team bekam.

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Dania König solo an den Keyboards bei “König ohne Land” (Foto: Königwerq)

 

Als Running Gag stellte sich dann auch der Pfeiler heraus, der im Logo mitten auf der Bühne steht. Teilweise für betrunkene Rockstars gedacht (so die Darstellung von Oktan), umtänzelte Dania König das Hindernis immer sehr elegant.

 

Unrundheiten gab es bei dem Konzert nur wenige: Im Mix waren (zumindest in meiner Position) die Keyboards und der Background-Chor zu sehr im Hintergrund. Ab und zu gab es kleinere Fehler in der Abstimmung innerhalb der Band, und Komm her hätte ich gern noch in einer ausführlichen Langfassung gehört (von der man einen Eindruck bekommt, wenn man das Königwerq-Debut-Album am Ende noch mit viel Geduld wirklich bis zum Ende hört).

 

Am Ende von Zukunftsmusik stellte Dania König noch ihre Band einzeln vor – nur sie selbst blieb ungenannt. Die Königwerq-Fans im Publikum kannten Sie natürlich, einige andere hielten sie vielleicht eher für Lina Roge (und wer diese Bemerkung nicht versteht, muss auf www.koenigwerq.de einmal stöbern, welche Verbindung Frau Lina Roge mit der Band hat).

 

Nach dem letzten Titel gab es – trotz der Enge auf der Logo-Bühne wegen des Pfeilers – den obligatorischen „Bow“ als Abschluss. Die Zugabe-Rufe des Publikums ließen die Band jedoch auf halbem Weg in den Backstage-Bereich anhalten (der war nach Aussagen von Dania König auch extrem kalt gewesen) und so wärmte die Band sich selbst und auch das Publikum mit zwei Zugabe-Titeln weiter auf. Die erste Zugabe war dann auch die Überraschung des Abends: Von uns noch nie vorher gehört, war Mehr von Dir ein Titel, den man am liebsten sofort und am besten in dieser Live-Version haben möchte: Ein schönes Bass-Intro und ein Schlagzeug-Solo zeigten, dass die Band eben nicht nur eine außergewöhnliche Stimme, sondern auch tolle Instrumentalisten hat.

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Von links: Michael Paucker, Thanh Mai Susann Kieu, Michelle Walker, abgeschnitten: Mathias Kiefer (Foto: Königwerq)

 

Am Ende, um 23:45 Uhr, nach knapp 90 Minuten, hatte Dania König im Logo nicht nur einen Temperaturanstieg um viele Grad erreicht, sondern aus dem zu Konzertbeginn kalten und leeren Saal ein kuscheliges Wohnzimmer für unser Privatkonzert gemacht, die anderen Zuschauer – na ja, sie haben ja eigentlich gar nicht gestört.

 

a.h. (andreas@lonereviewer.de)

 

Weblinks:

 

Support-Act Oktan: http://www.oktan-hamburg.de

Königwerq: http://www.koenigwerq.de

Königwerq-Fan-Forum: http://www.kq-online.de

 

Interne Links:

 

Unsere Bandvorstellung Königwerq

Unsere CD-Rezension des Debutalbums von Königwerq

 

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Oktan (Gerald Timmann; 1) und von Königwerq

 

P.S. insbesondere an die Band Königwerq selbst, falls die Bandmitglieder dies lesen:

 

In den 70er Jahren waren auf einem Konzert der deutschen Filigran-Rock-Gruppe Lake in Göttingen nur wenige Zuschauer, direkt vor den Zugaben verschwand noch ein großer Teil. Die Verbleibenden erlebten noch mehrere schöne Zugaben, die Band spielte auch für die wenigen Zuschauer weiter. In den Jahren danach hatte Lake drei Top-1-Chart-Platzierungen, veröffentlichte 12 Alben und tourt heute noch.

 

Wir sind Helden spielte in einem Rostocker Club vor einer einstelligen Anzahl von Zuschauern. Gut ein Jahr später wollte der gleiche Club die Band wieder engagieren. Der Club war zu klein. Der größte Club der Stadt auch. Man musste eine „Arena“ buchen für eine vierstellige Anzahl von Zuschauern.

 

Im Jahr 2005 besuchte die Band Königwerq zum ersten Mal Hamburg und trat vor einer kleinen zweistelligen Zuschauerzahl auf. ** Den Rest des Textes ergänzen wir dann 2010 **

 

 

 

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