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 The Ark

The Ark

27.09.2005 // Postbahnhof, Berlin

let your body decide

Ungefähr dreihundertfünfzig Leute werden es gewesen sein, die sich in der kleinen Halle des Postbahnhofs zusammengefunden hatten, um the Ark live zu erleben. An sich nichts besonderes, wenn es nicht schon das zweite Gastspiel der fünf Schweden zu ihrem mittlerweile dritten Longplayer "State of the Ark" wäre. Nach eigenem Ermessen sogar noch einmal mehr Fans als es bereits im April waren, sollten Zeugen dieser 90-minütigen Glamrockshow werden.
Man mag vom Bühnenoutfit von Ola Salo halten, was man will, aber es passt. Es ist sparsam - wie die Bühnenkulisse, schwarz - wie die negativen Gedanken, die die Musik wegzuspülen in der Lage ist, provokant - wie die Texte und glänzend - wie die gesamte Show an diesem Abend.

Mit etwas Verzögerung, die der Roadie gut zu füllen wusste, betraten dann 21:44 Uhr die beiden Gitarristen, Bassist, (Gast)Keyboarder und Drummer die Bühne. (Die Band kam direkt von der Sara Kuttner-Show.) Sie warteten ein paar Sekunden auf ihren Anführer, der sich sogleich mit einem Radschlag in Szene setzte und mit den neuen clamour for glamour voll durchstarte. Die Hardcore-Fans feierten jede Pose und gingen gleich gut mit, wohingegen die neuen Fans (wie auch ich), eher noch verhalten das erste Stück miterlebten, um erst einmal die Rahmenbedingungen des Abends festzustellen. Nachdem man sich an das Outfit erst einmal gewöhnt hatte, konnte man sich vollends der Musik hingeben. Großer Jubel brauch auch gleich beim 2. Song (father of a son) aus, der spontan mal komplett mitgesungen wurde. Anschließend wurden die "Berlin Rock City Wankers" mit einer feurigen Rede auf den restlichen Abend eingestimmt. Auch wurde der Wahl gedacht, die keine wirkliche Entscheidung brachte. Nach der ersten Showeinlage bei deliver us from free will wusste man, dass die Band heute gut aufgelegt war, alles passte zusammen und man verstand sich blind. Einzig die Instrumente waren meiner Meinung nach etwas zu laut für Olas Gesang eingestellt. Dennoch war es beinahe eine One-Man-Show, die einen an die kraftvollen, übertreibenden Posen von Freddy Mercury erinnerten (der an dieser Stelle ja immer als Vergleich herhalten muss). Die meisten Texte wurden eh von den Fans mitgesungen - wie beim ersten Highlight let your body decide - und Bass & Drums gingen einem wunderbarer Weise durch Mark & Bein. Sylvester Schlegel und Lasse "Leari" Ljungberg harmonierten wunderbar. Der Leadgitarrist brillierte am Schluss von the others (wunderbar eingeleitet mit dem Vergleich zwischen den Leuten, die heute hier sind und Spaß haben und eben den "anderen"), bei dem sich Ole von der Bühne stahl. Er kam dann als schwarzer Engel für die Ballade tell me this night is over zurück, die wieder ausgiebig zelebriert wurde. Anschließend gab es die selbsterklärte Hymne von the Ark: it takes a fool to remain sane. Wie einfach manchmal die Welt doch zu erklären ist.
Um die Gemüter wieder etwas zu beruhigen trug Ole eine lange, philosophisch angehauchte Geschichte über das hier und jetzt vor, wobei er das Leben und besonders den Augenblick mit einer Erdbeere (strawberry) verglich. Die Band leistete unterdessen Schwerstarbeit, denn sie spielten die ganze Zeit ein Intro (was mir so vorkam, wie das zu
one of us is gonna die young). Als gezielt gefragt wurde, welches Lied denn jetzt kommt, wurde 'one of us' aber verneint. Schlussendlich kam er aber doch zu der These, dass man das hier & jetzt nutzen soll, denn man weiß ja nie, ob nicht einer von uns nicht alt werden würde ... Und die Party ging ein weiteres mal voll ab.

Nach dieser viel zu schnell vorbei gegangenen Stunden, kamen alle sechs dann komplett umgezogen für den Zugabenblock wieder zurück auf die Bühne. Jetzt sahen sie schon eher wie auf dem aktuellen Cover bzw. nach ABBA aus und boten gleich die schon als Hymne angenommene Einstellung trust is shareware vom aktuellen Longplayer zum besten. Überrascht war Ola dann davon, dass viele seine acapella-Version von dem alten Stück hey modern days mitsingen konnten. Das sind wahre Fans ... . Den Abschluss der Party bildeten dann die ebenfalls bekannten & geliebten echo chamber und Patchouli. Das Finale (der Song, den er in den letzten 6 Minuten seines Lebens singen würde) war dann glücklicher Weise calleth you, cometh I, was nun jeder mitsingen konnte. Zum Abschluss den finalen Schlag von Sylvester auf das von Ola erhobene Becken und zwei Radschläge und das war's. - Einfach eine tolle Show, die leider viel zu schnell (23:12 Uhr) vorbei war ... (Zu Lou Reeds "perfect day" durfte man dann die Halle verlassen. Hätte man diesen Song erahnen können? Auf alle Fälle kam das da schon ganz gut ran.)

FAZIT: "... we gotta hurry with no worry to get done today..."
Ein wirklich gelungener Abend mit einer noch relativ jungen Band, die ihr Publikum nichts desto trotz gut zu unterhalten und motivieren weiß. Da wird, dem vorrangig jüngeren Publikum (Durchschnittsalter 22?), gleich mal ordentlich vorgemacht, was alles zu einer guten Rockshow gehört. Nicht nur die richtige Songauswahl oder das Beherrschen der Instrumente, sondern eben auch eine Show und auch die Kommunikation mit dem Publikum zwischen den einzelnen Songs, die man bei manch anderen Künstlern schmerzlich vermisst. Und das alles von Endzwanziger bzw. Mittdreißigern, die in dieser Hinsicht schon alte Hasen sind. Klasse. Selbst das Mitsingen von Gott (was sich dann als Jens' Einlage herausstellte) war ein gelungener Gag. Die Bühnenshow (vor allem von Ola Salo) ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber toll. Ihre mitreißenden Hymnen wirken leicht und verspielt, die dadurch sehr eingängig sind und einfach gute Laune machen. Ein tolles Konzert.

(verfasst von Lars (lars@lonereviewer.de))

THE ARK
Ola Salo (t.a.n.k.a. Windipence Anoykahawk) (voc)
Sylvester Schlegel (drum)
Martin Axén (t.a.n.k.a. Roddy Denim) (git)
Mikael "Jerkules" Jepson (git)
Lasse "Leari" Ljungberg (bass)

Jens Andersson (keys)

Songs der Show:
(*='state of the Ark'-Album)

    1.clamour for glamour*

    2.father of a son

    3.rock city wankers*

    4.deliver us from free will*

    5.let your body decide

    6.the others*

    7.tell me this night is over

    8.it takes a fool to remain sane

    9.one of us is gonna die young*
     

    Zugabe:

    10.trust is shareware*

    11.hey modern days (acc.)

    12.echo chamber

    13.Patchouli

    14.calleth you, cometh I

 

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