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 Sheryl Crow (Dezember 2003)

Sheryl Crow 16.12.2003, Columbiahalle, Berlin

Hard to make a stand. - Mehr als pünktlich betraten Krezip die Bühne um 19:58 Uhr, um für Sheryl Crow die Menge anzuheizen. Die Halle war nicht komplett ausverkauft, aber das Sextett aus Holland spielte wirklich gut und bot auch optisch eine Show dar. Sogar mit Choreographie, was ja dieser Tage bei ernstzunehmenden Künstlern eher die Ausnahme ist. Über 7 Jahre ist die Band schon im Geschäft, aber viel weiter als die Niederlande reicht ihr Ruhm (leider) noch nicht. Mal rockig mal nachdenklich boten die 3 Männer & 3 Frauen 10 Stücke an, die alle vom Publikum angenommen wurden, was v.a. die Frontfrau freute/überrascht. Auch ihren bis dato größten Hit "stay you" von 2000 brachten sie als schöne unplugged-Version zu Gehör. Nach diesen 45 Minuten (wenn das mal nicht die Länge eines 'the Strokes' Konzertes ist *gg*) war dann also die Menge bestens für Sheryl erwärmt, zumal diese ja eigentlich eher ruhigere Stücke singt.

Genau eine halbe Stunde später startete dann Sheryl Crow unter gutem Applaus ihre Show mit der Hommage an Steve McQueen. Eine schnellere Nummer vom letzten 'regulären' Album, wo währenddessen auf den beiden Projektionswänden erst ein Autorennen und dann themenbezogene Clips (Comic-Strips mit Steve McQueen) liefen. Auf diesen beiden Wänden war den ganzen Abend was zu sehen, wodurch einige der anderen Schwächen etwas ausgeglichen wurden. Nach einem zusätzlichen Outro ging es dann gleich ab in die Nachbarschaft, there goes the neighborhood. Nach the favorite mistake (heute Abend der letzte Song aus dem 'globe session'-Album) wurden die Schwächen des Abends klar. Ihre Stimme war etwas verändert (übersungen?) und die Instrumente waren leider zu laut eingestellt, so dass man Sheryl Crows Stimme nicht sehr laut/gut wahrnehmen konnte. Sie braucht sich ja mit ihren Songs eigentlich nicht hinter den vier perfekt spielenden Männern (2x aus Atlanta, 2x aus London) verstecken; denn ihre Texte haben ja ne Botschaft. Insgesamt schien sie aber auch nicht so sehr gut an diesem Abend aufgelegt gewesen zu sein, da sie wenig auf das Publikum einging und somit zu keiner Zeit mit Standing Ovations rechnen konnte. Man bekommt halt nur das zurück, was man selber bereit ist zu geben, wenn man da oben im Rampenlicht steht. Aber genug der Häme.
"The next song is a new song. A new old song ... and it goes like that: I would have given you all of my heart ..." also ihre aktuelle Single the first cut is the deepest, die sie ja so schön eingesungen hat. Eine Cover-Version von diesem Rod Steward Klassiker (Original von Cat Stevens), die mal richtig gelungen ist. (Leider halt nicht mit der optimalen Intonation heute Abend.) Aber ihre Cover sind ja fast immer gut ausgewählt und gesungen, man denke nur an 'sweet child of mine'.
Das nächste Lied stand unter dem Motto: "Let's go all the way back in time ... really all the way". Wie zu erwarten war, kam jetzt also ein Stück ihres eindrucksvollen Debüts von 1994, denn es ging um die Geschichte, wie sie Vegas den Rücken gekehrt hatte. Die Videowände zeigten n paar schöne Bilder und auch lustige von Elvis-Wannabes. Den Part, den die Fans mitsingen sollten, tat sie als 'that sounds drunk' ab. (Was nicht jeder als das Kompliment verstand, als das es eigentlich zu verstehen sein sollte.) Zu Slowmotion-Bildern von Rodeo-Reitern folgte das sehr schöne strong enough, was ihr zu recht mal etwas mehr Jubel eingebracht hat.
Nun sollten gleich fünf Song am Stück ihres selbstbetitelten zweiten Albums folgen. Da sie ja auch seit jeher politisch engagiert ist, durfte selbstverständlich auch nicht der redemption day fehlen; allerdings hatte ich erwartet, dass sie ein paar mehr Wort bzgl. ihrer Meinung zu(m) Krieg sagt ... . Das taten dann aber anstatt ihrer stellvertretend die Zitate berühmter Leute von Malcom X über Ghandi, Lincoln und Dr. King bis hin zu Einstein und selbstverständlich John Lennon ("all you need is love"). Ein emotionaler Frontalangriff.
Danach wurde das Thema komplett gewechselt und nachdem sie sich erkundigte, ob es in Deutschland auch Stripper gibt (was für ne Frage?!) folgte der Song über sweet Rosalyn, der ein Blues-Outro verpasst bekam.
Nun zog sie das Thempo endlich mal etwas mehr an und das als Country-Song angekündigte if it makes you happy wurde gut beklatscht; schon im Intro. Das stimmungsmäßig beste Stück sollte folge und es war (für mich überraschender Weise) die Nummer a change. Die Fans sangen gut mit und endlich war man voll dabei ... .
Aber Set-Liste ist halt Set-Liste und somit wurde die Party abrupt mit home gestoppt. Zurecht ein tolles Lied, was auch breite Zustimmung erfuhr, aber meiner Meinung nach gänzlich deplaziert war. Als geringe Wiedergutmachung fing sie dann mit dem markanten Worten von damals an: "This ain't no Disco-Club & this is definitely not L.A. ... ". (Wieder so n komisches Kompliment?). Alles nur, um dann "sinniger Weise" doch wieder Vollgas zu geben mit soak up the sun und every day is a winding road. Den ruhigen Ausklang bildete I shall believe, was ich gar nicht auf dem Spielplan vermutet hätte, aber halt auf dem 'very best of'-Album auch mit zu finden ist. Geht also irgendwie in Ordnung.
Den ersten Zugabenblock gab es dann 22:32 Uhr. Aber da die Roadies zwischendurch an den Instrumenten rumgefummelt hatten, war abzusehen, dass noch eine Zugabe kommt. Somit war der Applaus eher verhalten ... . Nichts desto trotz kam sie mit ihren vier Männern zurück und spielte noch das wichtige run baby run. Als krönenden Abschluss überraschender Weise die Elvis Costello-Nummer (what's so funny 'bout) love, peace & understanding - und dieses mal stimmt der Titel definitiv.
Sie kam dann sogar noch mal zurück und brachte als ruhigen Ausklang eine Nummer am extra noch reingerollten Klavier. 22:50 Uhr verließ sie dann endgültig die Bühne ... .
Also war noch genug Zeit, zur Mitternachtspremiere von Herr der Ringe - die Rückkehr des Königs zu fahren ...

FAZIT: 'it's a sad sad world without you in it ... '
Obwohl es viel zu kritisieren gäbe, war es doch alles in allem ein gutes Konzert, aber eben kein supertolles, wie sie es ja auch zu geben in der Lage ist. Die Frau muss man einfach wenigstens einmal live gesehen haben! Wäre sie besser drauf gewesen wäre es vielleicht noch vergnüglicher geworden. Die Songauswahl war okay (jedoch nicht die Reihenfolge!), wenngleich es fröhlicher (und schneller) gewesen wäre, wenn Mitsinger wie "the na-na song" oder "sweet child of mine" auf dem Plan gestanden hätten. Im Winter sind die Menschen doch eh schon betrübt genug! Aber 'wenn' 'würde' & 'hätte' war nicht, so blieb die Frau am diesem Abend nur durchschnittlich, obwohl sie ja mehr kann. Neben dem letztgenannten Song hab ich 'anything but down' vermisst, aber wenigsten hat sie nicht mehr vom 'c'mon c'mon'-Album gesungen *gg*

CD-Tipp: the very best of Sheryl Crow (2003) Sheryl Crow (1996) tuesday night music club (1994) 18 gespielte Songs:

    Steve McQueen ++

    there goes the neighborhood +

    my favorite mistake +

    the first cut is the deepest

    leaving Las Vegas *

    strong enough *

    redemption day **

    sweet Rosalyn **

    if it makes you happy **

    a change (would do you good) **

    home **

    all I wanna do *

    soak up the sun ++

    every day is a winding road **

    I shall believe *

    1. Zugabe:

    run baby run *

    (what's so funny 'bout) love, peace & understanding

    2. Zugaben:

    ...

* "tuesday night music club" | ** "Sheryl Crow" | + "the globe session" | ++ "c'mon c'mon"

 

(l.j.)

 

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