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 Nelly Furtado

Konzertbericht:

NELLY FURTADO

Frankfurt, Alte Oper, 23.06.2004

nelly furtado - op bild

Wie konnte das zusammen passen? Das entscheidende Gruppenspiel der EM2004 findet zeitgleich mit dem Konzert der Frau statt, die mit "Forca" den offiziellen EM Song zum Turnier begesteuert hat. Im Laufe des Tages nahm aber die Wehmut über das zu verpassende Spiel antiproportional zur Vorfreude auf Nelly ab und im Grunde war ich dann auch froh, dass ich Spiel nicht sehen musste.

Wir diskutierten bei einer Pizza vor dem Konzert noch, ob wir mit dem Auto oder der U-Bahn zur Alten Oper fahren sollten und entschieden uns dann für das Auto. Der Erfolg war, dass uns der Fussball wieder einholte, denn auf dem Opernplatz begann das Opernplatzfest mit Fussball-Übertragungen und hinter der alten Oper war auch noch einen frankfurteins Fussball-Party. Somit war es ein Ding der Unmöglichkeit einen Parkplatz zu finden und nachdem wir 20 Minuten den Herbert Grönemeyer gemacht haben, sind wir kurzentschlossen ins Parkhaus. Diese ungeplanete Verzögerung hatte den Erfolg, dass Emilie Simon schon spielte, als die Alte Oper erreichten. Daraufhin entschieden wir uns noch einmal den Getränksestand zu besuchen und erst zu Nelly den Grossen Saal zu betreten (das ist der Vorteil von Platzkarten).

Um zehn vor neun gingen wir dann zu unseren Plätzen in der fünften Reihe und fieberten dem Beginn entgegen. Leider fing Nelly ein wenig später (21.05 Uhr) an, obwohl uns die nette Hostess auf dem Flur fünf vor neun gesagt hatte. Diese "inoffizielle" Verspätung war selbstverständlich im Nu vorüber, die Band kam auf die Bühne, begann "One-Trick Pony" zu spielen und genau zu ihrem Einsatz kam Nelly auf die Bühne geflitzt. Genauso dynamisch wie ihr Auftauchen auf der Bühnen sollte dann auch gesamte Show werden. In diesem Moment war schon längst jeder Gedanke an das Fussballspiel verflogen. Nach so einem Kracher gleich als Opener folgte mit "Explode" gleich noch ein Up-Tempo-Reißer, womit sie das Publikum schon fest im Griff hatte und der gewisse Funke übergesprungen ist. Jedes Mal bei dem Wort "Explode" wurden die Audience-Blinder eingeschaltet, worauf der Saal taghell wurde und man wirklich geblendet wurde. Dennoch sollten noch zwei weitere Lieder folgen, bis schließlich um 21.30 Uhr "Try" begann und es für das Publikum sowohl auf der Parkett als auch dem Rang kein Halten mehr gab. Jetzt stand der Grosse Saal gänzlich, die Gänge fluteten sich mit Leuten und Nelly hatte alle in ihren Bann gezogen. Von jetzt an boten die Sitzreihen nur noch zwei Vorteile: 1.) Man hatte immer seinen Platz und konnte nicht gedrängelt werden (sehr entspannend) und 2.) man bzw. das Mädel neben mir nutzte den Sitz, um sich draufzustellen, damit sie etwas sehen konnte. Das fand die Security zwar nicht ganz so witzig, als sie darlegte, dass sie auf ihrer Jacke stehe, durfte sie sogar oben bleiben. Von jetzt an tanzte, klatschte, wippte und hüpfte das Publikum bis zum Ende des Konzertes und herrschte eine fantastische Stimmung.

Bei "Get your freak on" kam es mir so vor, als wäre das Lied in einer ziemlich kurzen Version gespielt worden und die Stimmung blieb auf einem Level wie zuvor auf. Als dann aber ihr erster Welthit "I'm like a bird" kam, erreichte das Publikum die nächste Stufe in der absoluten Nelly Ekstase. Bei "Party" wurden dann die obligatorischen Sing-Spiele mit dem Publikum veranstaltet. Erst der Rang, dann der Innenraum und nochmal beide. Das hat ziemlich Spaß gemacht, aber im Ganzen wurde die Party-Nummer dann doch leider ziemlich langatmig (von der Wahrnehmung her hat das bestimmt 10 Min. gedauert). Wie ich schon vorher in der Zeitung gelesen hatte, holt Nelly bei diesem Lied auch immer Personen aus dem Publikum auf die Bühne, die dann neben der Background Sänger-/Tänzerin Party machen durften und in Frankfurt waren es dann Jessica und Mario.

Bei "Forca" und "Turn off the light" war die Stimmung dann wirklich am Kochen. Die Frankfurter Rundschau schrieb zwar, dass das Frankfurter Publikum nicht so textsicher gewesen sei (wir waren es auch nicht), aber man sang halt beim Refrain so gut es ging mit und bei der Stimmung war es auch egal, ob da mal ein falsches Wort reingerutscht ist. "S**t on the radio" ging nahtlos in eine Akoustik Version von "Saturdays" über, bei der Nelly zur Gitarre griff. Mit diesem Schmakerl verließ Nelly die Bühne.

Die Zugabe startete mit "Hey man" und Nelly holte sich wieder Verstärkung aus dem Publikum auf die Bühne. Dieses Mal war es "der kleine Niels" (ein ca. 10jähriger Junge) und er durfte dann auch das ganz Lied neben Jasmin (so hieß doch die Background Sängerin) tanzen und klatschen. Der Name hätte in Frankfurt nicht besser passen können und wir fragten uns nur, wo er sein Telefon gelassen hat (hr3 Comeday: Der kleine Niels - der Telefonschreck von hr3).

Den Schlusspunkt setzte dann "Powerless", was natürlich wieder ein Highlight war. Als sie ihren Text zu Ende gesungen hatte, rannte sie fröhlich winkend genauso energiegeladen von der Bühne wie sie zu Beginn des Konzertes auf die Bühne gekommen war. Die Band spielte noch weiter und verabschiedete sich in Biko-Manier (nur nicht ganz so langatmig) von der Bühne und manche machten noch nach diesem gelungenen Konzert eine "Big-up-yourself-Geste". Schließlich blieb nur noch der Drummer übrig, der nach einem kurzen Schlagzeug-Solo sich auch verabschiedete und nach 1:25 Stunden war das Konzert leider vorüber.

Ich habe schon viele Auftritte von Nelly bei irgendwelchen TV Shows gesehen und blieb sie immer recht statisch bei ihrem Mikrofonständer stehen. Mit dieser Erwartungshaltung und den dort gesammelten Eindrücken bin ich eigentlich auch zu dem Konzert gegangen. Aber wie sich schon aus der obigen Schilderung herauszulesen war, trat genau das Gegenteil ein. Von Beginn bis zum Ende war Nelly ununterbrochen (bis auf bei Saturday mit Gitarre um den Hals) am tanzen, springen, hüpfen und rumrennen. Sehr überrascht war ich auch von den Tanzeinlagen mit der Backgroundsängerin, die ich nie erwartet hatte. Da ging es von "Shake your booty" im Stil von Sean Paul oder Black Eyed Peas Videos bis hin zu diesem synchron drehenden Tanzelement aus dem Salt 'n' Pepa - Push it Video. Besonders beeindruckend war in diesem Zusammenhang, dass sie trotz der permanenten Bewegung und Rastlosigkeit das gesamte Konzert perfekt durchgesungen hat. Trotz dieser wahnsinnigen Energieleistung merkte man ihr die Anstrengung in keinster Weise an und man hatte das Gefühl, dass sie so stundenlang weitermachen könnte, aber es wird schon anstrengend genug gewesen sein, so dass die Spieldauer auch in Ordnung geht.

Trotz der Kürze dieses Konzertes hat sie fast alle Lieder von ihren beiden Alben gespielt und es kam keinerlei Wehmut auf, dass man das eine oder andere Lied noch gerne gehört hätte. Somit kamen wir auch um 22:30 Uhr schon wieder aus der Alten Oper und anhand der Stille, die auf dem Opernplatz herrschte, war auch sofort klar, wie es beim Fussballspiel stand. Doch noch so beeindruckt von dem Konzert hatte ich auch keine Lust mehr, überhaupt noch die letzten Spielminuten anzuschauen.

Auch wenn wir uns nicht mehr ganz sicher sind, müsste die Playlist in Frankfurt wie folgt ausgehen haben:

1. One trick pony
2. Explode
3. Fresh off the boat
4. The Grass is Green
5. Try
6. Baby Girl
7. Get your freak on
8. Força
9. I will make u cry
10. I'm like a Bird
11. Party
12. Fotographia
13. Turn off the light
14. S**t on the radio / Saturdays

Zugabe:
15. Hey Man
16. Powerless

nellyfurtado2004_karte 

Thomas S.

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