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 Aynsley Lister - Hamburg 2008

Aynsley Lister & Band

(Downtown Bluesclub, Hamburg, am 26.03.2008)

 

 

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“Live zeitgenössisch traditionell und ungemein wertvoll!“

 

Now we are playing some Delta Blues-Slide…” kündigte Aynsley Lister ein Stück in der Mitte des Auftritts an und ergänzte schmunzelnd, daß es sich hierbei wohl eher um einen abgesonderten englischen Stil handelte. Überhaupt bot der der groben Masse gegenüber noch immer recht unbekannte Brite wieder verschiedenartige Ausprägungen eines Blues, der alle alten aber auch modernen Geschmäcker zu treffen vermochte, wenn er ihn - wie hier - live und ungewaschen serviert. Der Listersche mit Rock- und Popelementen modernisierte Bluessound, der sich zwischen Radiotauglichkeit und Traditionellem einfärbt, sich dabei jedoch nicht - etwa aus Überlebensangst – wie ein Chamäleon der zeitgemäßen Umgebung anpasst, aber auch keineswegs übertrieben altbacken klingt, lockte an diesem Abend Jung und Alt, in Gruppe oder allein im Landhaus Walter erscheinend, heran.

 

 

Die mit Momentum angehauchten Abende, an denen „herausstechende Künstler von morgen“ geboren werden, sind in unserer Generation (dem Massenkonsum von Musik geschuldet) eher rar gesät. Lister jedoch unterstrich für die wirklich Interessierten auch hier punktuell wieder, warum (eigentlich kaum mehr zu ertragende) Vergleiche mit Slowhand Claptons musikalischen (!) Anfängen durchaus ihre Berechtigung finden und so manchen genau Hinhörenden daher so strahlen lassen. Ein zum Glück ausbleibendes Overkill-Marketing des kleinen aber feinen Ruf Records-Labels aus D-37318 Lindewerra dürfte ein Grund dafür sein, warum nur wenige auf diesen - sich für schmachtende Ohren anbietenden - Bluesrockboten der allerletzten Stunde aufmerksam geworden sind und scheinbar nur Auserwählte den Burschen Lister, wie sie ihn seit ihrer Entdeckung schätzen lernten, nun weiterhin erleben dürfen: frei, frech und verquirlt, locker, sympathisch, auf das Publikum eingehend, witzelnd, dabei aber in seinem Spiel immer ungezähmt, kompromissbefreit und stets forschend… Dies alles „zum Anfassen“ in reinster Clubatmosphäre. Die Minderheit freuts.

 

 

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Die Interpretationen des gereiften Materials von „Upside Down“ (Ruf Records, 2007) klangen an diesem Abend noch sehr verspielt und suchend. So ging das bereits auf dem Album mit köstlichen Soli bestückte With Me Tonight leider schon an zweiter Stelle noch leicht getarnt unter. Die älteren Herzerwärmer (allen voran Everything I Need, Angel O´ Mine und Balls Of Steel in beiden Zugabeblöcken) wirkten dagegen im Zusammenspiel der Band später wie eingemeiselt aber stets gewohnt mitreißend.

 

Jeder Moment des kurzweiligen Auftritts unterlag einer Spannung, was nun als Nächstes und „wie“ kommen mag, das gefiel. Ein Prince-Cover (Purple Rain) im Mittelteil erwies sich gar als spontane Mixtur aus „Suchen und Finden“. Nicht ganz an das vor Sehnsucht triefende Gefühl des Originals heranreichend, wußte die Band jedoch über Listers geübte Fingerfertigkeiten und häufige Tempi- und Rhythmuswechsel auch hier zum Ende hin (doch noch!) zu überraschen und bewegte gar zum Mitsingen in ergriffener Gemeinschaft. Dabei wurde der improvisierte mittlere Part an der nun leisen Gitarre zwar noch vom Gläserklimpern am Tresen und den Gesprächen aus dem Vorraum gestört, bei dem parallel der letzte Länderspieltest „unserer Elf“ im TV gezeigt wurde (beim nächsten Mal bitte die Türe schließen!), verfehlte aber im Publikum dennoch seine Wirkung nicht: bedächtiges Zuhören und Nachfühlen!!!

 

Das erst 14 Tage alte und auch eher für das nicht existente Minderheitenradio taugliche Soul wurde nicht frenetisch, aber dennoch gefeiert und dürfte somit seinen Platz auf dem kommenden Album sicher wissen.

 

 

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Das Spiel von wieder nur drei Bandmitgliedern war wie gewohnt wuchtig. Der Wechsel zweier Mitwirkender war aber leicht spürbar: Rich Spooner ersetzte die junge und überaus talentierte Sarah Jones (schade!) etwas druck- und schwungvoller an den Drums (super!); die Kraft und anschaulich mitgehende Spielfreude des ausgewechselten James Townend am Bass wurde durch Jo Nichols nicht 1:1 übernommen; diese für den Betrachter und Zuhörer entstandene Lücke aber durch ihre (weiblichen) Back-Vocals und eher „coole“ Ausstrahlung wieder – anders gut -  gekittet. Die Songschlüsse der Drei punkteten sehr genau. Einzig die häufigen Gitarrenstimm und –wechselpausen störten ein klein wenig den Fluß und Gesamteindruck, der ja beim peinlichst genau lauschenden Rezensenten immer nachwirkt. Sanfte Übergänge im ansonsten kunterbunt bemalten Bild könnten dem Auftritt der neuen Aynsley Lister-Band noch mehr kreativen Ausdruck verleihen und dennoch weiterhin live „dreckig genug“ strahlen.

 

 

Daß Aynsley Lister live wieder gänzlich anders, besser, weil selbstredend organischer und ungebügelter klang als auf seinen nahezu porentief reinen Studioalben, nährt gewohnt das Prädikat „wertvoll“ und spendet der Gegenwart (an diesem Abend erst einmal für 110 Minuten) reichlich Wohlempfinden und Hoffnung für das fortschreitende 21. Jahrhundert! Wir müssen uns nicht länger wohin (zurück) träumen oder gar nachtrauern, können hier und heute genießend verweilen und sinnieren…Blanke Angst macht sich fast breit, daß jemand doch noch plaudert und sich alles Schöne daran verändern mag. Upps, … geplaudert!

 

a.j. (andre@lonereviewer.de)

 

Pressefotos mit freundlicher Genehmigung durch Katrin Haase, Ruf Records GmbH

 

 

Für Masse & Minderheit interessante Links:

 

Offizielle Homepage: www.aynsleylister.co.uk

Offizieller MySpace-Auftritt: www.myspace.com/aynsleylister

Label: www.rufrecords.de

Downtown Bluesclub (Landhaus Walter): www.downtown-bluesclub.de

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