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 Manfred Mann - Angel Station

- Kritik der DVD des Konzertes -

Manfred Mann’s Earth Band – Angel Station in Moscow

(18. November, 2000 – Sport Palace “Luzniki”)

 

“Wui gowaritsche pa russkie?“(In Anlehnung an die Lautsprache der Bild-Zeitung die Transkription der kyrillischen Buchstaben in die lateinischen. Die Frage heißt soviel wie: „Sprechen Sie russisch?“.) – Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm.

Anfänglich war ich ja etwas skeptisch, die russische Version dieser Musik-DVD in Händen zu halten. Aber dadurch, dass es keine Ländercode-Limitierung gab (code-free), war das letztendlich überhaupt kein Problem. Das Konzert ist 1:1 das gleiche, welches mittlerweile auch in Deutschland zu bekommen ist. Aber da ich damals nicht musste, ob das Konzert überhaupt hier auf den Markt kommt, freute ich mich, als ich dieses im Mai endlich sehen konnte. (In Deutschland erst seit Oktober 2004 erhältlich.)

 

Was die DVD jetzt also „besonders“ macht, ist die Verpackung und inhaltlich die Werbung / Trailer auf russisch sowie die Promos für andere Konzerte dieses Labels. Und wenn ich gleich bei den technischen Details bin, hier die anderen: Das Konzert ist in PAL, in dem Vollformat 4:3. Die Bildqualität ist ansprechend und einer DVD angemessen. Die Laufzeit von 102 Minuten kann man wahlweise in Dolby Digital oder DTS erleben. Als Extras gibt es nichts erwähnenswertes. Eine Text-Diskorgraphie der offiziellen Alben von 1969 – 2003 und eben die Vorschau auf andere Konzerte sowie ein paar Werbeclips. Untertitel bzw. durchlaufende Texte zum mitsingen gibt es nicht, was ich persönlich schade finde. Aber eh generell ja viel zu selten bei Konzertmitschnitten zu finden ist.

 

Das Konzert ist von der 2000er Tour und eben in Moskau in einer Sporthalle aufgezeichnet. Wenn es ein Lagerhaus gewesen wäre, wäre es auch nicht so schlimm gewesen, da man zumeist eh nur die Musiker sieht (auf die es ja ankommt) oder eben einen Schwenk über das Publikum hinweg von einer Deckenkamera. Die Setlist ist somit die gleiche wie auf der gesamten Tour damals. Also genau die Songs, die ich auch ein halbes Jahr zuvor live genießen durfte. Was für so eine Kritik hier ja wiederum praktisch ist, um zu merken, ob die Song auch „aus der Konserve“ wirken. *g* (Noel hatte sogar das selbe Hemd an!!) Die 13 Songs:

 

        01 Intro / (I'll Give You) / Shelter From The Storm
        02 Nothing Ever Happens
        03 Castles Burning (Don't Let It Bring You Down)
        04 Martha's Madman
        05 Don't Kill It Carol
        06 Angels At My Gate
        07 S.O.S.

        08 Father Of Day, Father Of Night
        09 Demolition Man
        10 (She Was) Blinded By The Light
        11 Redemption Song (No Kwazulu)
        12 Davy's On The Road Again
        13 The Mighty Quinn.

 

Ohne technische Raffinessen und unnötiges drum herum wird das Konzert wiedergegeben. So, wie sie es auch live gespielt haben. Es gibt bei der Earth Band eh nie eine ausgefallene Live-Show mit Leinwandclips, pyrotechnischen Schnickschnack o.ä.. Hier handelt es sich eben um eine Band, die wegen der Musik und dem Live-Gefühl tourt und solche Extras auch nicht wirklich nötig hat. Ein bisschen künstlicher Nebel reicht da vollkommen.

 

Die Band spielte in gewohnter Qualität, wenngleich wenig mit den Fans kommuniziert wurde. (Manfred Mann kann halt nicht immer so eine tolle Ansage für der Demolition Man geben, wie damals in Berlin.) Die Besetzung ändert sich ja sehr oft, die damals aktuelle war: Manfred Mann (keybords, vocals), Noel McCalla (vocals, percussion), Mick Rogers (guitars, vocals), Steve Kinch (bass, backing vocals) und Richard Marcangelo (drums). Ob Chris Thompson als Sänger “fehlt” ist eine schwierige Frage. Ich mag seine Stimme und bin erst durch MMEB auf ihn aufmerksam geworden. Ich denke, dass er für MMEB eine Bereicherung ist (wie für jede andere Band auch), aber MMEB auch ohne ihn auskommen kann. Noel McCalla hat auch eine passende Stimme und kann die Songs emotional rüberbringen.

 

Ich will hier jetzt keine komplette Konzertkritik verfassen, da ich ja dann doch nicht live mit dabei war (wie in Berlin). Dennoch ein paar Notizen zu den gespielten Songs.

Shelter from the storm ist immer noch einer der besten Opener überhaupt, zumal beim Intro die Musiker gut zueinander finden. Wenn man genau hinhört, kann man ein paar Takte von Joybringer im Intro hören. Manfred Mann ist halt immer noch einer, der jeden Abend alle Stücke variiert und neues ausprobiert.

Nothing ever happens. Es passiert wirklich nichts. Denn sofort ist Mick Rogers an der Gitarre in seinem Element und spielt mit solcher Virtuosität und Freude auf dem Gesicht, dass man sich diesem nicht entziehen kann. Man merkt, dass dieser Mann einfach liebt was er macht und deswegen so gut darin ist. Noel McCalla animiert erneut die Fans zum mitmachen.

Castles burning (aka. don't let it bring you down) Erneut eine Variation. Ein viel schnellerer Anfang und mit einem Solo von Mick Rogers, der nach diesem auch selber eine Strophe singt.

Martha's Madman obwohl der gewählte Lieblingssong der Fans jetzt schon in der Setlist. Immer wieder ein Highlight.

Don't kill it Carol Manfred Mann hat auch einen Gesangssolopart ... und dann ist auch schon wieder Mick Rogers mit seiner Gitarre dran.

Angels at my gate … zeitlos.

S.O.S. ähnlich wie in Berlin. Alle Fans konnten mitsingen und haben das Stück erst später erkannt. So schön langsam, wie sonst nur noch der Beatles-Klassiker „Lucy in the sky with diamonds“ von den Hooters interpretiert wird.

Father of day, father of night sind die ca. 15 Minuten jedes Konzertes, die verdienter Maßen Mick Roger alleine gehören.

Demolition man mit einem toll improvisierten Instrumentalmittelteil.

(She was) Blinded by the light kenn ich nich. Noch nie gehört ;-)

Zugaben: redemption song (no kwazulu), Davy's on the road again & the mighty Quinn.

 

Fazit: 1:40h die nicht besser zu füllen sind. Obwohl Manfred Mann persönlich ja nicht so gern Live-Alben auf den Markt bringt (vgl. seine Anmerkung auf der „Mann Alive“ Doppel-CD), ist hier ein wunderbares Konzert eingefangen worden. Vielleicht ja auch was symbolisches, dass es genau in Moskau aufgenommen wurde; aber darüber kann ich nur spekulieren. Für Fans der Earth Band und allgemein Fans guter („ehrlicher“) Musik ist diese DVD somit ein absolutes Muss. Nicht nur, weil es das einzige Konzert überhaupt ist, das bis jetzt auf DVD erschienen ist, oder weil auf dieser Tour einfach die Songauswahl stimmte. Denn meiner Meinung nach wurde hier etwas von dem Geiste der Earth Band eingefangen und eine gute Annäherung an das Live-Erlebnis geschafft, welches ein Konzertbesuch der Earth Band ausmacht. Also wenn die Earth Band mal wieder nicht zu einem in die Stadt kommt, kann man sich solange recht gut mit dieser Ersatzdroge befriedigen ;-) .

 

(l.j.)

lars@lonereviewer.de

 

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