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 San Glaser

San Glaser – Eine Background-Perle künftig im Rampenlicht?

 

Fans können stur und ungerecht sein – und sich erst nach Monaten eines Besseren belehren lassen. So geschehen mit uns Gwildis-Fans Anfang 2005. In der Musikhalle fand das fast schon zum Kult gewordene Neujahrskonzert von Stefan Gwildis mit Big-Band-Besetzung statt. Und die Olympics genannte Stefan-Gwildis-Band war ein festes Gefüge, mit den Backgroundsängerinnen Julia Schilinski, Alex Prinz und Regy Clasen. Die letzten beiden fehlten im Januar und wurden durch eine „neue“ ersetzt. Und als im Verlauf des Konzertes einmal der Background-Gesang zu sehr im Hintergrund blieb, musste die „neue“ Schuld sein (und nicht der Mixer).

 

Einige Tage nach dem Konzert erfuhren wir von der Plattenfirma, dass die „neue“ Sandra Glaser hieß und dass sie auch gar nicht so neu sei und mit Stefan Gwildis schon vorher zusammengearbeitet hatte.

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Einen Monat später wurde das Erscheinen des neuen Gwildis-Albums mit einem im Radio live übertragenen Zwei-Stunden-Konzert gefeiert. Ein tolles Konzert, wieder mit voller Band, und einem erstklassigen Background-Gesang. Besonders beindruckend war die Rettungsaktion des diesmal wieder dreiköpfigen Chores, als der Solist sich im Titel „Bleib so wie Du bist“ nach einem improvisierten Mittelteil nicht mehr in die letzte Strophe zurückfand: die drei im Chor übernahmen auch seinen Teil, und Stefan Gwildis konnte hörbar mit „ach so“ bestätigen, dass ohne den Chor wohl keine Rettung möglich gewesen wäre. Der Chor bestand aus Julia Schilinski, Regy Clasen und .. der nun nicht mehr so neuen Sandra Glaser.

 

Auch im Fernsehen, zum Vorentscheid des Eurovision Song Contests, trat Stefan Gwildis mit Sandra Glaser (neben Julia Schilinski) im Background an, und so langsam hatte man sich als Gwildis-Fan nun auch an dieses Gesicht gewöhnt – sie gehörte mittlerweile zum festen Inventar der Gwildis-Band.

 

Die nächste Überraschung kam in Form eines neuen „Lieblinks“ auf der Homepage von Stefan Gwildis. Sandra Glaser, oder als Solistin kurz San Glaser genannt, hatte eine eigene Webpräsentation, auf die Stefan Gwildis hinwies. Und schon in den ersten Sekunden des Besuchs dieser Website umschmeichelte einen ein jazziger Schleicher mit gewischtem Schlagzeug, Bass, Gitarre und Piano, eine Instrumental-Endlosschleife als Hintergrundmusik.

 

Trotz Zeitmangels, bei uns Lone Reviewers eigentlich üblich, musste der Maus-Finger aber noch die 12 bereitgestellten Ein-Minuten-mp3-Schnippsel des bereits produzierten Debut-Albums von San Glaser, „Never in Vain“, von vorn bis hinten durchklicken. Und nach etwa 12 Minuten stand der Entschluss fest, dass man sich noch einmal dieselben 12 Minuten gönnen würde. Sehr luftig produzierte Musik mit Gitarre, Bass, Schlagzeug, Piano und einer schönen Jazz-Soul-Pop-Stimme dazu war da zu hören, abwechslungsreich zwischen Bar-Jazz, Norah Jones und Katie Melua gelegen. Schade fast, dass das Album noch nicht käuflich zu erwerben war und der Link auf die Amazon-Produktseite fehlte: der sofortige Kauf wäre sonst sicher gewesen.

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Die Stimmung des Reviewers stieg noch höher, als er schließlich die Fotos der Studio-Sessions betrachtete. Wen sah er da nicht alles? Mit Achim Rafain, Mirko Michalzik und Martin Langer war die halbe Stefan-Gwildis-Rumpf-Band dabei. Martin Langer war Co-Produzent des Albums. Und San Glaser stellte sich als Texterin, Komponistin und Co-Produzentin heraus – Trevorina Horn war ein passender Spitzname für die Sängerin in dieser Rolle. Sympathisch auch, dass die computerisierte Produktionsumgebung nicht so ganz das Ding von San Glaser sind („Martin, what is this error message about?“ fragte Sich San Glaser da einmal, gerade auf den Computerbildschirm schauend).

 

Schließlich war im Internet sogar der Videostream eines kleinen Clubauftrittes (AOL Sessions zum Finale des MTV-Songwriter-Wettbewerbs) im Herbst letzten Jahres zu finden. Wie erwartet, war die Live-Version eines der zukünftigen Albumtracks („Talk to me“) sehr überzeugend geraten. Das, was als mp3-Schnippsel auf der Glaser-Site zu hören war, war also kein Studiotrick, insbesondere San Glasers tolle Stimme nicht.

 

Eine E-Mail-Rückfrage bei der Sängerin gab Hoffnung: Mitte August ist das Erscheinen des Albums geplant – und einige Live-Auftritte können in nächster Zeit die Wartezeit verkürzen (siehe unten für eine Übersicht).

 

Wer ist nun San Glaser? Wer ihre Auftritte rückverfolgen will, muss auch unter ihrem eigentlichen Vornamen Alexandra und auch unter ihrem Mädchennamen Buurke suchen. Mit indonesisch-holländischen Wurzeln und nach einem Studium am Musikkonservatorium Hilversum ist sie jetzt Wahl-Hamburgerin. Seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre ist sie als Sängerin in vielen Projekten wie DJ Buzz (1997), Jazzkantine (1998, 1999), Valeries Garten, und Skydogs zu hören gewesen. Außerdem war sie Background-Sängerin bei Juliane Werding (1999, 2000), Orange Blue, Stefan Gwildis und Marianne Rosenberg (2005).

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Die Musik ist eine glücklicherweise undefinierbare Mischung aus Jazz, Pop, Soul und Country mit englischen Texten. Die wenigen Instrumente wie Schlagzeug, Bass, Gitarre und Piano sind transparent abgemischt und sehr natürlich. Wie San Glaser auf ihrer Webseite beschreibt, wollte sie unbedingt mit „echten“ Instrumenten und sehr guten Musikern arbeiten – und das hört man.

 

Hoffen wir, dass die Plattenfirma nicht im Mai noch kalte Füße bekommt, eben weil San Glaser in kein Schema passt und auch nicht in ein Musikprofil-Schema der üblichen Radiosender. Und hoffen wir, dass es mal unübliche Radiosender geben wird, die nicht nach Sendeschema Musik spielen sondern nach dem, was sich später die Musikfans auch in ihren CD-Spieler legen würden (wie oft hatten sich die Norah-Jones-Alben verkauft, ohne im Mainstream-Radio gespielt zu werden?).

 

Und vielleicht ist es auch ein Trend der Zeit, dass wieder eine der Perlen aus dem Background mal ins Rampenlicht treten: Regy Clasen aus dem Background bei Stefan Gwildis schon vor einiger Zeit, Stephanie Hundertmark aus dem Background von Regy Clasen vor wenigen Wochen (ausgelöst durch einen ZDF-Hauptabendfilm), und nun San Glaser.

 

 

 

  • Live-Auftritt 4.6.2005 Nacht der Kirchen Hamburg, in der Jazzkirche St. Johannis Hamburg-Harburg (20 bis 21 Uhr) www.ndkh.de

 

 

 

Bilder mit freundlicher Genehmigung von San Glaser; Credits: Bilder von Philip Glaser

Andreas (andreas@lonereviewer.de)

 

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