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Meat Loaf
(seit 1977)
Meat Loaf. Bürgerlicher Name Lee Marvin Aday. Geboren in Texas, USA. Sein erstes Album „bat out of hell“ (1977) war gleich mega-erfolgreich. Mittlerweile hat er es auf (leider nur) 8 Alben gebracht, aber dennoch entscheidend seinen Teil zur Rockhistorie beigetragen ...
So oder so ähnlich fangen ja die meisten Künstlervorstellungen an. Aber da wir hier ja beim LoneReviewer sind, kann ja jeder so schreiben wie er will und worüber er mag. (Danke für diesen Kodex an André & Andreas.) Für mich ist Musik eher emotional wichtig, d.h. sie muss mich ansprechen, als dass es ausschlaggebend ist, wie viele Chartplatzierungen, Singles, Konzerte und Millionen der Künstler mittlerweile auf seinem Konto verbuchen kann. Somit sind auch die nachfolgenden Gedanken eher subjektiv & emotional – genau so, wie man ja jede Art von Musik erlebt & empfinden soll; eben ganz persönlich. (Wenngleich natürlich ein gelegentlicher kommerzieller Hit nicht schadet, um bekannt zu werden. Wer weiß, wie viele tolle Künstler man verpasst, nur, weil man sie nicht zufällig für sich entdeckt hat?!)
Meine finale Begeisterung für den „Fleischklops“ begann vor nunmehr etwas mehr als 10 Jahren, als er das Lied „I would do anything for love (but I won’t do that)“ an der Spitze der Charts platzieren konnte. Obwohl man es ständig im Radio hörte, wurde ich dieses Songs nicht überdrüssig. Eher das Gegenteil passierte, denn er gefiel mir gleichbleibend gut. (Das er mit noch besser gefallen würde ging nicht, denn es war ja schon ein Äquivalent zu der „Liebe auf den ersten Blick“.) Ob das heute überhaupt noch möglich wäre, einen Titel der über 2:30 min. in voller Länge und so oft im Radio zu spielen? ...
Jedenfalls beeindruckte mich das Arrangement des Songs und nach „rock’n roll dream come through“, was „anything“ sehr ähnlich war, entschloss ich mich, dieses Album zu kaufen. Ein Entschluss, den ich bis heute nicht bereut habe.
Aber was war es, das mich so an diesen Liedern begeistert? – Die ungewöhnliche Länge der Stücke? Die Stimme? Der Text? Die Melodie? Das opernhafte, kolossal anmutende Arrangement? Die innewohnende Dramatik der Songs?
Tja, irgendwie von allem ein bisschen. Aber auch hier ist es so, dass das Gesamte mehr ist, als die Summe seiner Teile. (Synergieeffekte?) Denn man kann ein Lied ja noch so toll komponieren & arrangieren und doch ist das Endprodukt künstlerisch nicht sehr wertvoll (im Klartext: es ist Müll). Was ja nichts über den Vermarktungswert sagt, wie ein gelegentlicher Blick in die Charts zeigt ... Bei Meat Loaf liegt der Fall ja anders, denn er macht die Musik, die ihm gefällt, auch wenn das nicht für die Charts reicht.
Aber eigentlich wollte Meat Loaf ja gar nicht Sänger werden, sondern ans Theater. Und die (wahre) Legende besagt, dass er bei einem seiner Vorsprechen auf einen Juroren namens Jim Steinmann traf. Dieser war von der Vortragskunst von Mr. Aday so begeistert, dass er ihn als Sprachrohr seiner Songs auserkor. – Eine Vereinbarung, die zu einem beiderseitigen Vorteil gereichen sollte. (Anmerkung: Normalerweise bin ich nicht sehr von Leuten begeistert, die nur fremde Titel singen, oder ihrer abklingende Karriere mit einer Coverversion noch einmal einen positiven Schub geben wollen. Aber wie immer gibt es ja Ausnahmen und bei Meat Loaf trifft eh beides nicht zu. Zum einen hat er ja keinen Karriereknick, der Cover nötig machen würde und zum anderen ist ja Steinmann sozusagen sein Haus- & Hofschreiber, so dass Meat Loaf nicht nur der Erst- & Alleinverwerter des Materials ist, sondern auch einer an der kreativen Phase Mitbeteiliger. – So, genug der Abschweifungen, zurück zu den Liedern.)
Natürlich hatte Meat Loaf schon vor 1993 Hits. Keiner wird in den 80ern an Titeln wie „bat out of hell“, „heaven can wait“ oder „you took the words right out of my mouth“ vorbeigekommen sein. (Was man zugegebener Maßen jedoch mehr oder weniger toll finden kann *g*.) Vor allem aber diese Songs sind es aber, die man mit ihm verbindet. Langzeithits, die im Laufe der Jahre nichts von ihrer Stärke verloren haben.
Wie auch jeder andere Künstler, hatte selbst ein Meat Loaf verkaufsschwächere Zeiten. Aber vor allem die Konzeptalben “bat out of hell” & “bat out of hell II – back into hell” waren weltweit erfolgreich. Sein neuestes Werk („couldn’t have said it better“ von 2003) hat er zur Abwechslung mal wieder komplett ohne Jim Steinmann eingespielt. Da jedoch die Songs allesamt extra auf ihn zugeschnitten bzw. umarrangiert sind, ist der „Jim Steinmann – Geist“ aber in jedem dieser eindeutig zu spüren und sie passen zu Meat Loaf. Und wer weiß, vielleicht ist ja an den Gerüchten was dran, dass „bat out of hell III“ schon seit längerem in Planung ist ... ?
Neben der markanten Stimme, der eingängigen / passenden Musik und der nicht belanglosen Wortwahl gibt es ja immer noch einen vierten, mindestens genauso wichtigen Anteil, der einen Künstler ausmacht: den Live-Aspekt. Wurde im Studio viel an der Stimme manipuliert? Kann der Künstler einen ganzen Abend (stimmlich) durchhalten? Schafft er es, dass der berühmt-berüchtigte Funke aufs Publikum überspringt? Er dieses animieren, mitfühlen lassen kann und dabei immer noch authentisch wirkt? Wie ist das Mic-Work zwischen den Songs, oder wird nur die Setliste runtergedudelt? ...
Diese und viele andere Fragen kann man natürlich nur dann beantworten, wenn man sich den Künstler mal live unter die Lupe nimmt. Was bei Meat Loaf dabei erschwerend hinzukommt ist, dass es ihn selten nach Europe verschlägt (zumal die Album-Frequenz von mind. 4 Jahren bis zu einem Nachfolger ja auch nicht die kürzeste ist) und es außerdem noch kein einziges offizielles Live-Album von ihm herausgekommen ist. In über 25 Jahren kein einziges!! Unglaublich schade, denn wie ich mich letztlich davon selber überzeugen konnte, der Mann rockt wirklich. (Mittlerweile gibt es ja die 1999er vh1:storyteller-Session auf CD und DVD, aber das ist eben eher die ruhige unplugged-Version einer seiner Live-Shows, die er zu geben in der Lage ist. Dafür aber mit zumeist ausführlichen Geschichten zwischen den Songs, die mitunter auch witzig sind – dem erfolgreichen Schauspieler in ihm sei Dank, er ist ein Storyteller.)
Live ist immer noch live und somit ging ich im November zu einem Konzert von ihm, da mich eben auch das Album „couldn’t have said it better“ überzeugt hatte. Leider war er zu dieser Zeit krank, so dass ich immer noch gemischte Gefühle habe, wenn ich an seine Auftritt zurückdenke. Zum einen ist es wirklich toll, dass er seine Fans nicht enttäuschen will und das Konzert dennoch gibt, aber wenn er sich (wie geschehen) dadurch in ernsthafte gesundheitliche Schwierigkeiten begibt, kann man diese Unvernunft nicht gutheißen. Dann nehmen die Fans lieber einen späteren Ausweichtermin in Kauf, als dass er sich aus gesundheitlichen Gründen komplett zurückziehen muss (oder weitaus schlimmeres, denn: heaven can wait!).
Somit war er auf seinem Konzert nicht 100% fit, aber was er dennoch zu leisten im Stande war, davon können sich andere Künstler noch so einiges abgucken. Somit bestritt er nur eine verkürze Setlist und musste sich eben auf ärztliches Anraten zurückhalten. Dennoch war zu hören, dass er die volle Distanz gehen kann und seine Stimme auch live ein Ereignis ist. Emotional ergreifend waren dann v.a. seine Duette mit seiner Langzeitpartnerin Patti Russo, bei denen man unweigerlich mitfühlen musste. Somit sprang dieser Funke über. Etwas wenig Mic-Work von ihm, aber das schiebe ich halt seinen damaligen Problemen zu. Andere Konzertberichten der Tour zufolge ist das ansonsten auch weitaus mehr. Er kam sympathisch rüber und man merkte, dass er „seine“ Lieder lebt und auch wirklich glaubt, was er sind. Ein rundum glaubhafter und imposanter Künstler.
Somit kann ich nur sagen: Wer Meat Loaf nicht kennt, hat was verpasst. Als Einstieg ist auf alle Fälle „bat out of hell“(1977) zu wählen und dann, je nachdem, was man eher mag. Seine Frühphase (bis 1988) ist merklich rockiger; seine letzten 3 Alben (beginnend mit „bat out of hell II“ (1993)) eher opernhaft balladenlastig. Aber diese „Powerballaden“ haben es in sich. Denn diese Stimme ist einzigartig ...
(l.j.)
lars@lonereviewer.de
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