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 Manowar

Manowar

 

(seit 1982)

 

Ein jeder von uns hat doch so seine "Leichen" im Keller, das betrifft sicher auch die Musik, die manch einer heimlich (!)  in seinem  Kämmerchen hört. In meinem Falle sind Manowar meine "Leichen". Jedoch verheimliche ich nicht meine Begeisterung für diese ominöse Band, sondern stehe offen dazu. Mein "Ausgleichsventil" in Verköperung von Manowar gehört für mich zu der Kategorie "Spass an der Musik", Anspruch und Tiefe hole ich mir sicher bei anderen Künstlern. Die Behauptung aber, "Manowar können keine Songs schreiben!", lasse ich jedoch NICHT gelten !

 

 

Zugegeben, mit ihrem Äusseren (Lederklamotten, schweisstriefende, muskulöse, behaarte Oberkörper) gewinnen sie sicherlich nicht gerade den Preis für die bestaussehensten Musiker oder gewollten Schwiegersöhne - aber darum geht es bei der Musik ja auch garnicht.

Wenn man die Band aus New York nur aus dem Augenwinkel betrachtet, liegt der Verdacht nahe, sie gehören zu der Sorte Rock-Spezies die schon längst ausgestorben ist - nun, das stimmt ;)

Manowar gehören sicher zu den letzten Mohikanern des True Metals und verkörpern jedes Klischee, dass die Metaller von damals sich so sehr bemüht aufgebaut haben - in einer Zeit, als der Rock als tot galt und die 80er die Synthie-Pop-Schiene einleiteten.

Manowar schlugen (Ihnen sei dank!) einen völlig anderen Weg ein:

 

Angefangen hat es mit Songwriter, Bass- und Keyboard-Virtuose Joey DeMaio, der als Pyro- und Basstechniker von Black Sabbath, SEINE EIGENE Band Manowar zusammen mit dem, in der Support-Band Sabbath´s "Shakin Street" spielenden, Gitarristen Ross "the Boss" gegründet hat.

Dazu kamen der damals für fast überqualiziert befundene Ausnahme-Sänger Eric Adams und ein Drummer namens Donnie Hamzik.

 

Ihr Debut "Battle Hymns" (1982), das heute als absoluter Metal-Klassiker gilt, brachte den Rock zurück, nur dass der "Rock" zu der Zeit in "Metal" umgetauft wurde. Es sollte härter und brachialer klingen als je zuvor - Manowar leiteten ihre Zukunft als "Kings of Metal" merkbar ein :)

Sie suchten sich eine neue Plattenfirma und unterschrieben den Vertrag mit ihrem "eigenen Blut" ?!

Es war ihnen ernst !

Besonders zu erwähnen sei bei diesem Album das siebenminütige Stück "Battle Hymn". Untermalt von epischen Chorälen brechen die Gitarrenriffs und die voluminösen, kraftvollen Drums in die hungrigen Hörbahnen eines jeden Rock-Fans ein.

Das Stück gilt bei den Fans, wie es im Titel schon steckt, als Hymne schlechthin und darf bei keinem Konzert fehlen.

Die temporalen Abwechslungen in diesem Song suchen Ihresgleichen:

Zum Anfang die gezupfte Melodie der Gitarre, folgend der langsam beginnende Drum der schliesslich in immer stärkeren Kraftbeats übergeht, die es kaum zu toppen gilt.

Die E-Gitarre schrammt hinzu und schliesslich steigt Eric Adams ein - mit seiner Opern-anmutenden Stimme, die dem ganzen Song seinen Stempel aufdrückt. Ein Song, der noch in der Mitte eine balladige Minute findet, kurz bevor die heftigen Drums erneut zum Showdown einleiten und schliesslich unter Tausenden von chorälen Männerstimmen sein Ende findet.

Nach "Stairway To Heaven" eines der abwechslungsreichsten und impulsivsten  Songs der Rockgeschichte.

Eric Adams bewies sich als Sänger der Extraklasse mit einer markanten Stimme, die einen immens hohen Grad an Wiedererkennungswert hat. Brachial schreiend kann sie herabsinken in die schönsten einfühlsamsten Hemisphären einer Ballade. "Battle Hymn" ist ein Beispiel für dieses enorme Stimmpotential !

 

Der Drumpart jedoch konnte dennoch gesteigert werden. Zum zweiten Album "Into Glory Ride" (1983) ersetzte der grossgewachsene Scott Columbus seinen Vorgänger. Scott geht bei seiner Arbeit so kraftvoll vor, dass er stets mit extra für ihn angefertigten "Stahl"-Drumkits spielen muss, ansonsten brechen die Drums unter seinen heftigen Schlägen zusammen.

 

Ihr drittes Album "Hail To England" ebenfalls von 1983 (welches in nur sechs Tagen aufgenommen wurde) erklamm die britische Insel.

Es folgten "Sign Of The Hammer" (1984) und "Fighting The World" (1986) mit denen Manowar endgültig Europa eroberten, dem sagenumwobenen Kontinent, von denen die meisten Ihrer Texte handelten - es geht überwiegend um die germanischen Sagen um Walhalla, aber auch um die Zeit der Wikinger und des Rittertums.

Mythologie stand stets im Vordergrund !

 

Eines meiner Lieblingssongs findet sich auf dem "Fighting The World"-Album wieder :

"Defender" ist ein herrliches Stück Musikgeschichte. Ein gesprochener voller poetischer Lyrik untermalter Text, dazu eindringende Keyboard-Strings und akustische Gitarrenklänge - einfach herrlich.

Als dann noch Eric´s markante Stimme einsetzt und die heftigen Drums einbrechen, ist es kaum noch zu überbieten - eine Lead-Gitarre bringt den kaum zu erwartenden Rest an Emotion. Der Song bringt soviel Energie und Gefühl mit sich, dass man sich in eine andere uns ferne Zeit versetzt fühlt.

Es gibt reichlich Songs von Manowar im Laufe ihrer Karriere, die diese Art von Emotion vermitteln mögen, doch "Defender" zaehlt zu meinen absoluten Favorites dieser genialen Band.

 

Manowar, die übrigens noch immer im Guinness Buch der Rekorde als lauteste Band in Sachen Dezibelausreizung stehen (129,5 Dezibel!), haben sich aber nicht zufrieden gegeben. Das schwer erreichbare eigene Land (USA) sollte ebenfalls überzeugt werden, es fehlte ein Album , dass die ganze Welt überzeugen sollte, dass Manowar zu den wahren Metal-Künstlern der Zeit gehörten.

Dieses fehlende Album war "Kings Of Metal" (1988), dass nun auch in den USA die Charts erklamm und die Metal-Welt von Manowar`s Potential im vollen Maße überzeugen konnte.

Bemerkenswert an diesem (diesmal auch mit Uptempo/Speedmetal-Songs aufwartenden) Album war insbesondere die Ballade "The Crown And The Ring" bei dem Manowar extra einen 100-Stimmen-Chor in der St. Paul´s Cathedral, Birmingham/England  einsingen liess - ein gigantischer Klang !

 

Vier Jahre später spielten Manowar in ihrem eigens erbauten Studio in New York das innovative "Triumph Of Steel" (1992) ein. Manowar schlugen, was bei "Kings Of Metal" schon ein wenig anklang, einen leicht veränderten Weg ein. Der Stil ging vom heftigem Rock bzw. Metal über in u.a. schnellere Uptempo-Nummern über "The Power Of Thy Sword" als Beispiel.

Dies war übrigens der erste Song von Manowar, den ich damals im Keller eines Freundes hörte. Die Art wie Manowar mit Stereo-Effekten zu experimentieren wusste (Klänge von Schwertern, schnelle Riffs, wechselnde Drums auf beiden Seiten der Boxen) und diese neuartige Musik waren nach Jahren voller Guns N`Roses und Grunge-lastigen Nirvanas eine wahre Pracht.

 

Ich wurde überwältigt von diesem neuen Sound :)

 

Einer besonderen Herausforderung stellten sich die Jungs mit dem 28minütigem Song "Achilles, Agony and Ecstasy in eight parts" bei dem jeder Akteur sein Solokönnen zeigen konnte - Joey DeMaio mit einem nicht enden wollenden irren Bassspiel.

 

Ich bin also sozusagen mit den "neuen" Manowar grossgeworden, die ihren innovativen "sauberer" klingenden Stil in ihren weiteren Alben weiter fortführten:

 

"Louder Than Hell" (1996), und schliesslich "Warriors Of The World" (2002).

 

Ich kaufte mir prompt so ziemlich jedes Album und konnte mir von dem musikalischen Werdegang der Band ein Bild machen.

Ich liebe zwar ihren neueren Stil der 90er Jahre, aber es gibt den einen oder anderen Klassiker der 80er Jahre, den ich ebenso zu meinen absoluten Lieblingen und zu absoluten Rock/Metal-Klassikern zaehle.

"Battle Hymn", "Metal Daze", "Hail And Kill", "Defender", "All Men Play On Ten", "Guyana", um nur einige zu nennen.

 

Aber nicht nur die harten Songs von Manowar überzeugen:

 

Die Band ist bekannt dafür, geniale Balladen zu schreiben.

Ihre bekannteste Ballade ist wohl "Heart Of Steel" von dem Album "Kings Of Metal". Diesen wunderschönen Song, der einen wohl ewig im Gedächntnis bleiben wird (ich kann heute noch den Text im Schlaf !), sangen sie später sogar nochmal für ihre treuen Fans aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in deutscher Sprache unter dem Titel "Herz aus Stahl" ein.

Sie behielten ihre Klasse bei, mit "Master Of The Wind" (Album : Triumph Of Steel, 1992), dass einen auf Eric´s unter die Haut gehenden Stimme und den wunderschönen Harmonien scheinbar schweben lässt.

Später waren es dann "Courage" (Louder Than Hell, 1996) und "Swords In The Wind" (Triumph Of Steel, 1992) die einen in den Bann zogen.

 

Unachtens jeglicher Vorurteile und Klischees gehören Manowar für mich zu den wenigen Bands, die es schaffen, mich vollends einzunehmen - und das mit ihrer ganzen Klangbreite. Ihre Songs sind so intensiv und ehrlich, dass ich immer wieder bewegt bin, wenn ich sie mir anhöre.

Hätte ich das Songwriting-Talent von DeMaio, dann sind das genau die Songs, die ich so auch geschrieben hätte (ich rede jetzt natürlich nur von der Musik, die Texte stelle ich nunmal dahin ;). Alles was er schreibt hat Hand und Fuss. Kaum ein Song der mir nicht gefällt - es fällt mir daher schwer, hier welche besonders hervorzuheben (einen guten Überblick kann man sich mit den beiden Best Of-Alben "The Hell Of Steel" von 1994 und "The Kingdom Of Steel" von 1998 beschaffen).

 

 

"Wir sind Perfektionisten", erklärt Joey "Gute Songs wachsen nicht an Bäumen und grossartige Kunst kann nicht von einem strikten Zeitplan eingeengt werden. Wenn wir inspiriert sind, dann arbeiten wir. Und wenn wir arbeiten, ist es unser Ziel, höchste Ansprüche und Power zu erreichen, wenn wir live im Studio spielen. Unsere Live-Energie ist die definierende Charakteristik dieser Band."

(Zitat-Quelle: www.manowar.de)

 

Das spürt man bei jeden Song ;)

Ähnlich wie es Deep Purple und Metallica schon vorgemacht haben, würde ich es doch mal sehr begrüssen, Manowar  zusammen mit einem grossen Orchester agieren zu sehen.

Manowar ´s überwiegend orchestral und oft sehr melodiös ausgeprägte Musik (die sehr unter Einfluss eines Richard Wagner ´s steht) ist dafür bestens geeignet.

 

 

Zum Thema Klischees und dem etwas anzüglichen Image der Band noch ein abschliessendes Wort :

 

Beim Konzert in der Hamburger "Alsterdorfer Sporthalle" Mitte der 90er Jahre (welches ich mit zahlreichen Schulfreunden besuchte) zeigten Manowar übrigens, dass sie nicht die überzogenen Dumpf-Metaller waren, welches Image man ihnen gerne immer wieder anheften wollte (komisch, ich suche mir immer Gruppen aus, die es nicht immer leicht haben mit Kritikern *grins*). Joey DeMaio nahm sich zwischendurch ganze 10 Minuten Zeit und riet der anwesenden Jugend von harten Drogen und Kriminalität ab, bevor er ein Fass voll Bier über sich ergoss und Manowar mit ihren nicht immer ernstzunehmenden Texten das Konzert fortsetzten... Satire ist doch erlaubt, oder ?!

 

"Wir haben die besten Fans der Welt", bemerkt Scott Columbus. "Unsere Fans haben schon seit langer Zeit zu uns gehalten. Sie geben uns alles, um zu zeigen, dass wir zusammen Beschützer des Metals und deren Glauben sind. Das ist auch der Grund, warum wir immer unsere Art Musik spielen konnten. Das ist der Grund, warum wir nicht aufhörten oder kommerziell wurden. Unsere Fans sind der Kern von allem, was wir tun. Genauso war es schon immer, seit dem Anfang"

(Zitat-Quelle: www.manowar.de)

 

... und dieser Maxime folgend, schreiten Manowar weiter, in der Besetzung : Scott Columbus, nach längerer Auszeit wieder an Bord, Karl Logan als neuen Lead-Gitarristen und Keyboarder, Eric Adams und Joey DeMaio.

 

(a.j.)

[ andre@lonereviewer.de ]

 

 

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