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 Jethro Tull

Jethro Tull

(Kieler Woche,17.06.2007)

 

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Da war er also, der nächste noch musizierende Act der alten aber guten Zeit, den es von meiner persönlichen „Nachhol-Liste“ zu streichen galt. Rare Earth, Eric Burdon & Co. waren nun hinlänglich bekannt, da tat sich nun dankbar das nächste Tor zur heuer notwendigen Rückbesinnung auf. Der kürzliche Umzug der Redaktionssitzung von Hamburg nach Kiel wurde für den Lone Reviewer eingeleitet mit einem kostenfreien Gig von Jethro Tull auf der diesjährigen „Kieler Woche“; Nord-Europas (wohl) größtem maritimen Volksfest, wie man hier oben – ich natürlich nun auch – voller Stolz vermerkt.

Es war Sonntag Abend kurz nach 22 Uhr, und eigentlich sollte man sich schon seine sauberen Socken für den ersten Arbeitstag der Woche heraussuchen. Aber wenn der Herr mit der Flöte in den hohen Norden kommt, kriechen sie alle wie die Raten aus Hameln (Entschuldigung, dieses Sinnbild wurde sicher schon tausendfach genutzt!!!) aus ihren Kämmerchen und pilgern zu später Stunde und zu Haufe zum Ostseekai, wo der NDR das Konzert (soundtechnisch übrigens gut ausgesteuert) präsentierte.

Die anfängliche, für manche „Mitgeschleifte“ vielleicht auch schwer erträgliche, folkloristische Darbietung, bei der auch einige (nur) Neugierige sich anfangs noch zu sehr und alleinig an Mimik, Gestik & Tonalität des Frontmannes Ian Anderson erfreuten, entpuppte sich mit der Zeit zu einem festivalen Erlebnis, bei der auch die Musik tatsächlich noch in den Vordergrund geriet.

Nach einem, nach meinem ehrlichen Dafürhalten, eher missglückten neuen Arrangement von Aqualung („fünf Minuten dahinsiechende Einleitung, dann kurzes freudiges Aufbäumen mit plötzlicher Verpuffung und zurückbleibenden Erwartungen“: Geschmackssache!!!) folgten neben dem gefeierten Thick As A Brick und der zugegeben interessanten Coverversion des Bernstein-Klassikers America so wunderbar ergreifende Songs wie Budapest (einer dieser „ich befinde mich gerade am Nabel der Konzert-Welt“-Momente) und natürlich Locomotive Breath (keine Worte!!!). Diese waren es dann auch, die die volksfestliche Zuhörerschaft scheinbar glücklich erfüllt in die weiterführende Nacht oder aber den herbeiersehnten Schlaf verabschiedeten.

Insgesamt rührte die Unterhaltung tatsächlich eher von den theatralischen Spielereien und Witzeleien eines jung gebliebenen Andersons her. Das über 90minütige Konzert selbst konnte leider nur zum Schluss hin, dann aber vollends überzeugen! Eines muss man an dieser Stelle aber anerkennend festhalten: Jethro Tull, allen voran Ian Anderson, machen einen weitaus fitteren Eindruck, als so manch andere Gruppen, die krampfhaft versuchen, an ihre frühen Tage anzuknüpfen und mit der undankbaren, schnelllebigen Musikwelt von heute Schritt zu halten. Das letzte Drittel dieses Konzertes jedenfalls hätte ich mir von Jethro Tull wohl auch damals gut und gerne ansehen wollen.

a.j. (andre@lonereviewer.de)

 

Links:

http://www.j-tull.com/

(offizielle Seite)

http://www.rke-foto.de/list-themes-inc.php?theme=Jethro%20Tull%20live%20in%20Kiel

(ein paar Impressionen)

 

 

 

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