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 Staind (2001, 2002)

Hier zwei Berichte von der amerikanischen NuRock-Gruppe STAIND, die ich jeweils nach den Konzerten in 2001 und 2002 erstellt habe :

 

 

 

Staind (2001-Hamburg, Grünspan)

 

Vorgruppe: -

 

Vorgeschichte: es war der einzige Gig in Deutschland. Nach einem Auftritt bei dem diesjährigen Bizarre-Festival, der vom anwesenden Publikum überschlagend gefeiert wurde, war es an der Zeit die CD zu promoten. Und welch anderes venue als das gemütliche "Grünspan" (das schon für ganz andere überraschende Gigs, u.a. REM gesorgt hat) kommt da schon in Frage ?! Gesponsert und promoted wurde das Konzert von dem eher mainstreamorientiertem NDR2. Geworben wurde dabei mit der eher sanften und leichtverdaulichen aktuellen Single "It`s been awhile" (die übrigens NUR in der noch seichteren Akustikversion auf NDR2 gespielt wurde). Dementsprechend fiel dann auch zum Teil das Publikum aus. Der eine Teil (die Sorte lange Haare, Kapuzenshirts und Piercing) schien da zu wissen was da auf sie zukomme, der andere Teil (Bon Jovi-Platte im Regal, ansonsten Britney-oder Echt-Befürworter) schien sich in seiner Haut im Verlauf des Konzertes nicht ganz wohl zu fühlen. "Richtiges Marketing bei der falschen Zielgruppe würde ich da NDR2 unterstellen". Aber mehr dazu später.

 

Zum Konzert: Die Schlange war groß, und es wurden auch noch Karten gesucht. Ich mußte meine so gutbehütete Karte (ich war richtig gespannt auf das Konzert) vor ein paar hübschen Mädchen verstecken die erbittert nach Karten "bettelten". Bastian (der mich begleitete) schien schwach zu werden, aber hatte wohl aufgrund der Tatsache, dass ich ihn eingeladen hatte, die Karte auch stecken lassen. Er hatte sich aber wahrscheinlich schon Phantasievolles ausgemalt was er wohl im Gegenzug bekommen hätte. Wir also ab in die Schlange und hinein ins "Grünspan". Drinnen angekommen die übliche Rockkonzertathmosphäre. Zigarrettenqualm, Waldgeruch und alternative Rockklänge aus den Boxen. Dazu Bier in Massen, Kopfgenicke und erwartungsvolle Gespräche unter den Anwesenden.

Das Konzert ging dann schließlich los. Keine Vorgruppe, kein großes Aufhebens. Die Band fing nach einem eher unauffälligem Erscheinen auf der Bühne einfach an zu spielen. Der eingefahrene NDR2-Hörer erschrak wohl bei den ersten Tönen. Der Gig wurde mit einem eher Nu-Metal-Trash ähnlichem Song eingeleitet. Der introvertierte Sänger Aaaron Lewis gröhlte in sein Mikrophon als wolle er sich jeden Kummer aus der Seele schreien. Dazu heftiges Gitarrengeschramm und pochende Drums. Man konnte nicht unbedingt sagen, dass der Sound zu leise war.

Nach ca. 20 Minuten dieser Musikrichtung schien sich so mancher in die Irre Geleitete zu fragen wann denn die "Vorgruppe" endlich fertig sei. Als dann aber die E-Gitarre gegen eine Akustikgitarre getauscht wurde, Aaron sich auf einen Hocker setzte und die ersten Töne von "It`s been awhile" einsetzten, schien sich Erleichterung im Raume breit zu machen. Zu früh gefreut. Nach dem toll arrangierten Song ging es wie bei einem Raketenstart direkt ab in die harten Ebenen des Nu-Rock zurück. Die Band war echt vielseitig, was wahrscheinlich nur den "einen Teil" des Publikums erfreute. Einige drehten mit den Augen und schienen schon schon in Richtung Ausgang zu schielen. Doch die Blöße wollte man sich dann wohl doch ersparen. Sie wurden dann aber auch belohnt. Der Klassiker "Outside" wurde in seiner ursprünglichen Akustikfassung alleine von Aaron vorgetragen. Das hatte nun auch den letzten Zweifler überzeugt. Es gibt noch Rocksänger die richtig singen können. Die Stimme ging einen runter wie Öl. Päarchen fingen sich zu küssen an, die Headbanger und Stagediver in den ersten Reihen erholten sich von der ersten harten Phase und kamen zurück in den von Liebe erfüllten Raum. Eines der besten Songs der Rockgeschichte, der die Band schließlich auch berühmt gemacht hat, nachdem er in der Vergangenheit des Öfteren, u.a. bei einem Limp Bizkit-Konzert unter den Fittichen von Fred Durst, vorgetragen wurde. Jedenfalls kannten viele den Text und sangen befreit mit. Nach einigen guten Songs, die dann im Anschluß folgten, war das Konzert dann aber auch schon nach ca. 60 Minuten zu Ende.

Die Band verschwand so schnell wie sie gekommen war. Der "eine Teil" schien empört der "andere" erleichtert. Ein wenig länger hätte das Konzert schon sein können, wenn man bedenkt, daß die Band immerhin schon zwei Alben herausgebracht hat. Aber man sollte es wohl eben als einen Promo-Gig für das aktuelle Album betrachten. Mir jedenfalls gefiel das Konzert. Die Band stand hinter ihrer Musik. Der Sänger sang und "schrie" voller Leidenschaft, der Gitarrist (übrigens in den Staaten ausgezeichnet mit dem Award des besten Nachwuchsgitarristen) überzeugte mit seinen Riffs und melodiösem Gezupfe. Der Bassist und gleichzeitig Backgroundsänger machte seinen Job und der Drummer war nicht nur Begleitung. Vier Jungs die nicht viel zwischen den Songs reden, dafür aber ihre Musik sprechen lassen. Man hatte zwar das Gefühl nicht anwesend zu sein, und unsichtbar einem Rehearsal beizuwohnen, aber wenn man den Worten der Band "wir leben für Konzerte" Glauben schenken darf, dann spielen sie nicht nur für sich selbst. Ein wenig mehr Worte zum Publikum als "Hello" oder "the next Song is..." könnte es aber schon gebrauchen.

Was die Musik angeht gehören sie wirklich zu den Besten die sich da momentan auf dem Rockmarkt tummeln. Live haben sie sich bewiesen und das Potential zum Songschreiben haben sie bereits abgerufen. Muß Produzent und Kumpel Fred Durst nun um seinen Thron fürchten ?! Es wäre nicht ganz undenkbar (gerade wo ihn jetzt der wohl talentierteste Musiker seiner Band Wes Borland verlassen hat). Jedenfalls hat Staind eine große Zukunft vor sich, allein schon deswegen weil sie u.a. auch mit ihren vorzuweisenden daheimbehüteten Familien sehr bodenständig scheinen und ganz und gar von dem Rockklischee (Zimmer zertrümmern, Drogenexzesse etc.) abweichen. Das Konzert wurde übrigens aufgezeichnet und bei Viva (leider unvollständig, wie soll es bei diesem Sender auch anders sein) ausgestrahlt.

 

(a.j.)

[ andre@lonereviewer.de ]

 

Staind (2002-Hamburg, Grosse Freiheit)

Vorgruppe: Vex Red

Also ich muß schon sagen. Sich so zu steigern, das hätte ich nicht erwartet. Die Jungs haben einiges an Professionalität dazugelernt. Was die da gestern in der ausverkauften Großen Freiheit dargeboten haben, war allererste Sahne. Mit der CD "Break The Cycle" vertraut hab ich im Gegensatz zum Grünspan-Gig mehr auf die Umsetzung der Songs geachtet und irgendwie kommt einem so ein Konzert gleich viel besser vor wenn man die Songs kennt. Ist ja auch klar. Es braucht eben eine Weile bis sich die Songs in Ohrwurmqualität in die Gehöhrbahnen einbringen. Man hat jetzt vielmehr auf die einzelnen Instrumente geachtet und wurde nicht so von der enormen Wucht der Sounds überschlagen. Die Eingewöhnungsphase war vorbei. Jetzt konnte man sich voll und ganz dem Rock hingeben... Wieder ähnlich wie bei der Grünspan-Darbietung starteten sie mit einigen heftigeren Songs. Dabei fiel auf, dass die Stimme von Aaron etwas mit Harmonizern bearbeitet wurde. Das sollte man aber nicht negativ bewerten. Im Gegenteil. Die eingehende Stimme hat dadurch noch mehr an Intensität gewonnen. Der Rest der Instrumente war wieder sehr gut ausgesteuert und an die Location angepaßt - sprich : ideale Lautstärke (auch ohne Ohrschützer lauschbar). Nun aber nochmal kurz auf die Vorgruppe eingegangen bevor es mit Staind weitergeht: Vex Red hat richtig Spaß gemacht. Besonders der herausstechende Drumsound war genial. Was der Junge da hinter den Trommel geleistet hat war wirklich Olympiareif (aus aktuellem Anlaß). Schnelles kraftvolles aber abwechslungreiches Spiel das einen in seinen Bann zog. Dazu die rauhe Stimme des Sängers, die riffigen Gitarren (vier an der Zahl !) und einem Keyboard was dem Rock den modernen Touch gab. Insgesamt wirklich gute hörbare Rock-Musik mit Wiedererkennungswert. Eine gute Wahl. Den Drummer werde ich jedenfalls mal im Auge behalten. Die Band war gut, aber durch den Drummer sind sie extrem gut. Vex Red hat in etwa eine halbe Stunde gespielt und dem Publikum eingeheizt. Es gefiel. (für eine Kostprobe mal http://62.189.99.221/Content/audio.asp anklicken und den Song "Can`t smile" downloaden) Nach etwa einer halben Stunde Umbauphase wurde dann schließlich gegen 22.15 Uhr Staind mit einer zarten Mädchenstimme vom Band eingeleitet die etwas poetisch von "music" und "let it play" sprach. Ein paar Flashlights und etwas kühler Rauch dazu. Dann kamen sie auf die Bühne. Das war im Grünspan auch etwas unspektakulärer. Was bei dem Konzert insgesamt hervorzuheben ist war der Akustikteil in etwa der Mitte der Show. Beim letzten Male noch Aaron mit Gitarre alleine, gesellten sich nebst Drummer auch die beiden anderen Gitarristen mit Akustikguitars zu ihm, um erstmalig in Hamburg das wunderschöne "Epiphany" zu zelebrieren. Inspiriert von der tollen MTV-Unplugged Vorstellung am Time Square letztes Jahres spielten sie auch noch "Outside" in dieser Manier zusammen. Und die Version war genial. Den Refrain hat er das Publikum singen lassen - und wie es sang. Staind waren überwältigt, erfreuten sich der Reaktion, bedankten sich mit einem "very nice" und schienen sich richtig wohl zu fühlen. Überhaupt haben sie diesmal mehr Kontakt mit dem Publikum aufgenommen (um auch mich zufrieden zu stellen *lach* ). Sätze wie "we feel privileged to play in Hamburg, Germany" und "hope to see you soon" am Ende des Konzertes wiesen darauf hin, dass die Band Spaß an diesem Abend hatte. Das merkte man auch daran, daß einige Textpassagen spontan umgedichtet wurden: aus "tomorrow will be okay" wurde "tonight will be okay" - als Beispiel. Sogar zu einer Zugabe kam es diesmal. Der erste Song dabei war ihr Charterfolg "It`s been awhile", danach folgte der aktuelle härtere Titel "For You" der wirklich sehr kraftvoll rüberkam und ein idealer Abschluß der Show war - die Zeit : 23.22 Uhr (wieder nur knapp über einer Stunde, aber man merkte garnicht, dass es so kurz war, es war eigentlich vom Gefühl her genau richtig). Ich war froh, dass ich zu diesem Konzert mitgegangen bin (ein Kumpel hatte mich überredet). Anfangs dachte ich der Preis von ganzen EUR 32,55 sei etwas happig. Außerdem habe ich die Band erst kürzlich gesehen - was sollte schon anders sein ?! Es war anders. Es hat mir besser gefallen als zuvor im Grünspan (auch wenn das schon nicht verkehrt war) und wird mir als Vorzeigekonzert für das Nu-Rockgenre im Gedächtnis bleiben. Die sonst so melancholischen Stücke der Band kamen diesmal garnicht so düster rüber. Im Gegenteil - die Stimmung war richtig gut im Saal. Viele freundliche Gesichter, tanzende Frauen, abundzu Stagediving, dann mal wieder bedächtiges Zuhören bei den langsamen Stücken. Alles dabei. Was das Publikum anging war es diesmal ziemlich jung. So von 15 bis 30 Jahren machte der Großteil aus. Viele hübsche Mädchen und gemischte Kerle (von Langhaarigen bis zu dem Durchschnittstypen). Alle locker drauf gewesen. Von wegen Rock gleich Gewalt. Da hab ich auf so mancher Popveranstaltung schon mehr unterschwellige dergleichen vernommen. Staind - weiter so ! Das einzige was störte - da kann Staind aber nichts für - war die Organisation. Der so schon schmale Ausgang wurde besetzt von der Garderobe und dem Merchandising-Stand, daß es fast eine Stunde gedauert hat eh man draußen war. Aber egal. Das coole Konzert entschädigte das. Draußen noch schnell ein cooles Shirt ergattert (für diese Band ist eben ein wenig Werbing zu machen) und mit einem Lächeln auf den Lippen ab über den Kiez zur Bahn...

(a.j.)

[ andre@lonereviewer.de ]

 

 

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