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 Runrig

Midsummer Nights (Runrig, Paul Carrack, Brainstorm)

(17.07.2004)

 

“Als Carrack-Interessierter gekommen, als Runrig-Überzeugter gegangen !”

 

 

Achtung, es folgt der Bericht eines neutralen Beobachters :

 

Eigentlich wären ja andere Mitglieder des Lone Reviewer prädestinierter, um über Runrig oder Paul Carrack zu berichten, da diese deren Laufbahn schon länger verfolgen und nahezu jeden Song schon aus dem FF kennen. Für mich jedoch war es eine absolute Premiere. Ich werde also folgend nur meine Eindrücke schildern können - ich bitte die Fans um Nachsehen *g* ...

 

Da das Varus Open Air (mit TOTO und Heather Nova) für uns aus persönlichen Gründen vor kurzem leider ausfiel, mussten wir uns das Open Air-Feeling halt woanders herholen. Ein gemeinsamer Termin und ein gemeinsames Interesse ward gefunden, und so machten wir, Stefan und ich, uns auf zum Midsummer Nights Folk & Pop Festival mit Runrig als Headliner, und Paul Carrack samt seiner Band und Brainstorm als Supporting Acts.

 

Zu Brainstorm werde ich nicht viel schreiben. Sie gefielen mir diesmal auch nicht besser als ich sie schon mal live als Vorband von den Cranberries drei Jahre zuvor “erleben durfte“. Schon damals habe ich nicht über sie berichtet und ich werde es auch heute nicht machen. Die Musik war einfach nicht mein Ding. Zu eintönig waren die Songs und zu gewöhnungsbedürftig die Stimme des Sängers. Das stille Publikum schien meinen Eindruck zu bestätigen. Nur einmal, als das Akkordeon hervorgeholt und das erste Mal folkloristische Klänge ertönten, wippten vereinzelnd einige Füsse im eher gelangweilten Plenum. Obwohl ich damit wohl zwei jungen weiblichen Fans Unrecht tue, denn die verausgabten sich in befreiter Hippiemanier rechts seitlich von der Bühne, indem sie mit geschlossenen Augen Kreise in die Luft malten und schleierhaft wild hin- und her hüpften. Die sind doch tatsächlich nach Brainstorm´s Auftritt vom Gelände gegangen ?! Sowas nenne ich konsequent !

 

18 Uhr war der Beginn auf der Freilichtbühne im Stadtpark Hamburgs. Es war der erste schöne, sonnige Open Air-Tag seit langem in diesem Jahr (Varus Open Air in Bramsche bei Osnabrück zum Beispiel fiel sprichwörtlich ins Wasser). Der Stadtpark war rappelvoll, was man schon alleine an den überfüllten Parkplätzen rund ums Grün bemerken konnte. Die wettergeplagten Leute in Hamburg schienen geradezu, ins Freie zu flüchten. Nur die Location selbst war nicht sehr voll. Ich sach mal, es war sehr überschaulich. Vielleicht zu ¾ voll ! Bei diesem “miesen” Sommer hat sich ein jeder Fan wohl zweimal überlegt, ob er sich Karten für ein Open Air-Konzert besorgen solle. Zum Glück taten Stefan und ich es, das Wetter blieb schön und der Konzert-Abend stieg in seiner Klasse stetig an...

 

 

Nach etwa einer halben Stunde wurde es Zeit für eine kurze Umbauphase. Gegen 19 Uhr beschritt dann Paul Carrack die Bühne. Paul war auch der eigentliche Köder für Stefan und mich. Klar kannten wir die Stimme von den eher poppigen, sehr mainstreamen Mike & The  Mechanics. Wir wussten aber auch um den souligen Hintergrund Carracks, - mir waren insbesondere eine Soloaufnahme aus dem Rockpalast und eine neueres Soloalbum von ihm bekannt. Runrig sollte da für uns als exotischer Nachtisch folgen... Sie wurden überraschend zum Hauptgang. Dazu später aber mehr...

 

Neben ein paar nett anzuhörenden popsouligen Stücken, bei dem das Publikum nun deutlicher leicht mit dem Kopf mitwippte, gab es auch ein schönes Cover von “Sunny” (vom Groovin-Album) zu hören, bei dem sich Paul Carrack eigens an einen kleinen Flügel setzte und ein nettes Solo spielte.

Zwischendrin gab es noch zwei Mike & The Mechanics-Stücke (The Living Years und Another Cup Of Coffee) - die Leute wurden nun langsam wach und sangen und klatschten Ohrwurmbesessen freudig mit.

Für mich persönlich stach der Saxophonist heraus, der nahezu bei jedem Song ein tolles Solo hinlegte - er erntete später bei der Bandvorstellung auch den verdient grössten Applaus.

Paul Carrack selbst hat toll und klar gesungen. Schöne melodiöse Songs zum Mitwippen, beschwinglich und frei, mehr aber leider auch nicht. Es war nichts Besonderes, nichts Überraschendes. Ich hätte mir wohl doch noch mehr altschulischen Soul gewünscht. Schliesslich bewegte sich der Gute anfänglich in jungen Jahren doch im Motown, wie es in den zahlreichen Internet-Flyern nachzulesen war. Vielleicht hat er nicht alles zeigen können, und man muss sich ihn noch mal allein anschauen, dann, wenn er mehr Zeit zur Verfügung hat und aus dem Vollen schöpfen kann. Vielleicht war meine Erwartungshaltung aber auch einfach nur zu hoch ?!

Die eine oder andere CD werde ich mir jedoch schon noch von ihm besorgen und vielleicht auchmal in die neue DVD (Live At The Opera House) hineinschauen. Carrack macht schöne Musik, die gute Laune schafft und zum inneren Mitschwingen anregt - mehr wünscht man sich oft doch gar nicht.

 

 

Nun wurde es aber ernst.

Runrig bahnten sich an.

 

Runrig kannte (und kenne) ich so gut wie gar nicht. Ich habe sie ein paar Mal im Rockpalast vom WDR nebenher geschaut, und bei Andreas vom Lone Reviewer bei einem Treff vor etwa einem Jahr bei ihm daheim mal bei einer ganzen Rockpalast-Konzertaufnahme näher in Augenschein genommen. Von Kennen und Wissen kann da aber dennoch keine Rede sein. Schliesslich haben die Jungs bereits über 30 (?!) Jahre Musik auf dem Buckel - da reichte die kurze Zeit vor dem sehr spontanen Konzertbesuch (4  Tage vorher!) für eine angemessene Vorbereitung kaum aus. Wenn ich nun also vom Sänger spreche, oder von dem Drummer, dann seht mir das bitte nach - Ihr wisst ja eh, wen ich dann meine *g*...

 

 

Stefan hatte ich erzählt, dass ich beim Schauen der Bänder den “neuen” kanadischen Sänger sehr gut fand, insbesondere weil mich seine Stimme sehr an die von Garth Brooks erinnere. Stefan ist Fan von Garth Brooks. Doch wir BEIDE sollten schnell merken, dass sich die Band Runrig nicht auf die garthige Leadstimme allein reduzieren lässt...

 

Schon bei den ersten schallenden Riffs der Lead-Gitarre wurde einem klar, okay, der Abend fängt nun also richtig an - komisch (ja fast schade!), dass stets der Hauptact immer dynamischer als die Vorbands klingt, was den Sound angeht, aber sei´s drum.

 

Die Stimmung kochte nun förmlich über, ein jeder hob die Arme dem Himmel des lauhen Sommerabends entgegen, ein jeder klatschte lautstark, ein jeder sang lauthals mit. Wir liessen uns beide sofort anstecken.

 

Es herrschte ab sofort eine fantastische Stimmung, Blau-weisse Flaggen (des schottischen Banners) wurden umher geschwengt , volle Bierbecher schwappend hin- und her gewippt. Getanzt, gehüpft, gelacht - einmal legte sich eine Frau neben mir, die es wohl leicht (!) übertrieb, sogar hin und landete im Matsch auf ihrem Hintern (sie stand allerdings gleich wieder auf und setzte wie ein keltischer Derwisch unerschrocken fort!) - ich glaube, das war bei “The Stamping Ground”  (warum nur konnte ich mir speziell diesen Song merken ?! *g*) ! Als jemand ein paar  Dutzend blau-weisse Luftballons in den vorderen Reihen aufblies und in die Luft verteilte, war es zum ausgiebigen Spieltrieb gekommen. Erwachsene Menschen ringen darum, einmal einen Ballon aus der Luft zu fischen und wieder in die Luft zu stupsen. Ich hatte auch einmal das Vergnügen.

Ein älterer, kleinerer Herr neben uns, der aus der aufgeschnappten Unterhaltung mit seiner Begleitung (ein älteres Päarchen) heraus, ebenfalls Neuling in Sachen Runrig war, fing immer mehr an, zum neugewonnenen Runrig-Fan zu mutieren.

Erst tanzte uns johlte er eifrig mit, dann zog er sein Handy aus der Tasche und rief seine Frau an, damit die Daheimgebliebene mithören konnte. Später vor der Zugabe peitschte er sogar die Fanmenge an, indem er sich vor uns rücklings aufbaute und wie ein wilder Fussballfan die Fankurve aufstachelte . “Da haben Runrig aber einen bleibenden Eindruck hinterlassen !” Die 7 Bier, die der Mann zuvor trank, taten wohl Ihr Übriges. “Das wird morgen aber ein teurer Einkauf, wenn der neue Fan sich nun mit dem gesamten Runrig-Sammelsorium (wie viele Alben haben sie bereits draußen?!) einkleiden möchte“, flachsten Stefan und ich.

 

 

Zu den Songs kann ich aus oben genannten Gründen nicht viel sagen. Ich steh sozusagen am Anfang des Runrigschen Fandaseins, so wie der kleine Herr. Was mir beim gestrigen Konzert aber wirlich sehr gefiel, waren zum einen die zahlreichen Tempiwechsel in den Songs. Folkloristische Uptempos unterbrochen von vielen balladigen Sequenzen. Diese für mich als Unwissenden überraschenden Wechsel sorgten für Entspannung in den ruhigen Phasen und für euphorisches Mitgehen in den schnellen - man war voll bei der Sache und schweifte nicht ab (was bei Carrack leider manchmal der Fall war : “wie viele Beleuchter sind eigentlich an der Decke angebracht ?!”).

 

Ein schönes Bild war das sowieso, mit den tausenden von klatschenden Händen in der Luft, den wirbelnden Luftballons über uns und der freudig spielenden Band ansich.

Uillean Pipe, E-Gitarren, Akkordeon, Akustik-Gitarre, Drums und Percussion. Das volle Programm !

Eine Geige wäre fast zuviel des Guten, wenndoch ich mein Lieblingsinstrument gestern auch sehr gerne gehört hätte.

Aber Folk geht auch ohne Geige,wie Runrig eindeutig bewiesen.

Zwischendurch setzte man auch mehr auf die gewaltigen Drums, als vier der Jungs (ja ja, ich kenne die Namen noch nicht! *g*) mit mannsgrossen Trommeln eine kleine Stomp-Session hinlegten.

Gefallen fand ich auch an den zahlreichen sehr harmonischen vocals. Ein jeder in der Band kann singen, so scheint es. Das Publikum feierte insbesondere den jungen Brian (den Namen konnte ich erhaschen), der hin und wieder mit seiner hohen Stimme verblüffte. Bei der Zugabe durfte er das Publikum, nach Bitte vom kanadischen Leadsänger, sogar mit dem letzten Vers des Rausschmeisser-Songs nach Hause schicken, weil er das Gefühl hatte : ”... I think, they like you Brian?!”.

 

Schön anzusehen war es, als bei eben diesem letzten Zugabesong (das eher ausgedehnte "Loch Lomond" erkannte ich als Song  zuvor), die komplette Band noch auf der Bühne verweilte. Drummer und Gitarrist  sassen bereits beide mit einem kühlen Bier in der Hand auf dem Podest im Hintergrund neben ihrem Akkordeon-spielenden Kollegen und lauschten dem sanften Gesang ihrer Vocalisten im Vordergrund. Am Ende verabschiedeten sie sich allesamt verbeugend und bedankten sich beim Hamburger Publikum, welches sie während des gesamten Konzertes immer wieder schön stimmungsanhebend miteinbezogen haben.

Es gab zum Beispiel Gälisch für Anfänger, als uns der Leadsänger bei einem gälischen Song den Refrain beibrachte und sich nach unserem mehrstimmigen Gesang knieend anschliessend bei uns bedankte. Überhaupt wurden wir immer wieder (erfolgreich!) als grosser Chor engagiert. Wir wuchsen fühlbar zu einer grossen Band zusammen, im Einlang mit Runrig, im Einklang mit uns selbst und der oft auch schönen Welt.

 

Es war eines der anhaltend stimmungsvollsten Konzerte, die ich besuchte und zugleich eines der überraschensten. Ich wusste zwar in etwa, was mich mit Runrig erwarten würde, da ich mich schon wie gesagt ein klein wenig über diese Band informiert hatte - bei diesen heutigen horrensen Preisen, sind Konzertbesuche auf gut Glück eher leichtsinnig,- dass Runrig mich als Cara Dillon, Loreena McKennitt und Corrs-vorbelasteten Fan aber so dermaßen überzeugen konnten, was keltisch-folkloristische Zelebrierung angeht, konnte ich mir wirklich nicht ausmalen - die zuvor geschauten Rockpalast-Bänder konnten leider nur einen Teil des Gefühls rüberbringen, dass man tatsächlich dann LIVE vor Ort erhält.

 

Es kommt nicht oft vor, dass mich eine Band bei einem Konzert überzeugt, die eigentlich und ursprünglich nur als gedachte Beilage zu einem anderen Act (hier Paul Carrack) dienen sollte !

Ich behaupte fast, dass Runrig den Abend gerettet haben, denn nach Brainstorm und Paul Carrack habe ich schon fast mit einer Fehlinvestition in diesen Abend gerechnet... Danke Runrig, für einen wunderschönen Ausklang des Abends !

 

Wir sehen uns bestimmt mal wieder...

 

P.S.: ein Wort an die Fans : “... und keine Sorge, bis dahin habe ich auch die Namen und die Songtitel drauf, versprochen ! *g*”

 

(a.j.)

 

[ andre@lonereviewer.de ]

 

Dank der freundlichen Unterstützung der runrig-Fanseite www.runrig.de haben wir hier nun auch die Setlist. Danke an Andreas von runrig.de!!

DAY OF DAYS
ROCKET TO THE MOON
BIG SKY
HEARTS OF OLDEN GLORY
STAMPING GROUND
MEDLEY: WALL OF CHINA / THE MESSAGE / PRIDE OF THE SUMMER / THERE´S A NEED
A' REITEACH
DRUM SESSION
PROTERRA
EMPTY GLENS
SKYE/MAIRIS WEDDING
MAYMORNING

PROTECT AND SURVIVE
LOCH LOMOND
BOOK OF GOLDEN STORIES

 

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