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 Deep Purple (November 2003)

Deep Purple - Live 2003 Schwerin, Sport- und Kongresshalle, 10.11.2003

Ziemlich genau vor fünf Jahren spielte Deep Purple auf der ABandOn-Tour in Rostock. Die
fünf um Jon Lord wagten es damals gerade, zwei Songs vom neuen Album Abandon zu spielen. Und beide Songs bekamen gerade mal höflichen, zurückhaltenden Applaus. Der Sound war durchwachsen. Trotzdem war das Publikum zufrieden.

Am 10.11. in Schwerin spielte Deep Purple mit Don Airey auf der Bananas-Tour. Und alles war anders. Von 17 Titeln waren 6 vom letzten Album Bananas. Fast alle wurden vom Publikum begeisternd angenommen, einige sogar mitgesungen („I got your number“). Ein gelungener Trick: Das radiokompatible, aber schmalzige „Haunted“ wurde im Laufe der letzten Deutschland-Konzerte durch das rhythmische „Doing It Tonight“ ersetzt. Der Stimmung im Konzert tat das gut. Der Innenraum in der Schweriner Sport- und Kongresshalle ging von Anfang an mit. Nach den Auftakttiteln „Highway Star“ und „Strange Kind of Woman“ kam mit „Silver Tongue“ schon der erste neue Titel, der im Gegensatz zur Studioversion um ein „Dolby-Surround-Solo“ von Don Airey und Steve Morse am Schluss angereichert wurde.

Übrigens Don Airey: Während er das Intro von „Lazy“ zwar total verwachst hatte und keine Linie fand, schließlich von Paicey und Morse gerettet wurde, sorgte er später mit dem Morse-Airey-Duell in „Bananas“, dem tollen Intro zu „Perfect Strangers“ (inklusive Klassik-Teil und Star-Wars-Thema) und vielen anderen Soli für Begeisterung.

Paicey bekam zwar nur in der ersten Zugabe (Hush) ein kleines Solo, glänzte aber mit abwechslungsreichem Spiel. Und er malträtierte die Kuhglocke bei „House of Pain“ und „Doing it Tonight“ so erfolgreich, dass dadurch allein schon Stimmung bei diesen Songs aufkam.

Ian Gillan blieb zwar einige wenige Male die Stimme weg, war ansonsten aber in bester Form. Toll sein Blues-Harp-Solo vor „House of Pain“, witzig sein Zwei-Sekunden-Tambourine-Solo vor Hush (das er dramatisch vorher ankündigte).

Ein tolles Bass-Solo von Roger Glover leitete nach dem „Fever / Hit the Road Jack“ Intermezzo während der Zugaben ganz vorsichtig „Black Night“ ein. Nach den beiden Covers war die Melodie von Black Night kaum herauszuhören, da stimmte das Publikum schon Black Night an. Roger stellte sich triumphierend an den Rand der Bühne, hörte auf, Bass zu spielen, breitete die Hände aus, als wollte er sagen: „aha, die Andeutung der Melodie reicht Euch also schon“.

Schließlich Steve Morse: Mit „Contact Lost“ und „Well Dressed Guitar“ hatte er zwei Instrumental-Auftritte. Den Auftakt von Space Truckin beherrschte er mit seiner Gitarre und nicht Don Airey mit den Keyboards. Aber das Konzert war keine reine Morse-Show. Die Mischung machte es, die Mischung war vielleicht die beste in den letzten fünf Jahren.

Nur ein kleiner Wehrmutstropfen: 17 Titel in 100 Minuten bedeuteten auch, dass lange Über-10-Minuten-Stücke fehlten. Dafür war es abwechslungsreich. Und kurzweilig. Vom Auftakt „Highway Star“ bis zum Schlusstitel „Black Night“ war das Publikum in überschäumender Stimmung.

“Haunted“ übrigens spielte die Rolle des Rausschmeissers. Als das Hallenlicht schon wieder anging, kamen die Klänge von „Haunted“ vom Band. Das Publikum ging zufrieden nach Hause - der vermatschte und dumpfe Sound der Vorgruppe Molly Hatchet mit dem Ich-kann-nur-einen-Ton-Sänger und dem übertrieben gestikulierenden Gitarristen war schon vergessen.

Die Setlist:

1. Highway Star
2. Strange Kind Of Woman
3. Silver Tongue (mit Don-Steve-Dolby-Surround-Schluss)
4. Knocking At Your Backdoor
5. House Of Pain (mit Blues-Harp-Intro von Ian G. und Kuhglocke von Ian P.)
6. Lazy
7. Bananas (Duell Steve-Don am Schluss)
8. Contact Lost (wieder Paicey an der Kuhglocke)
9. Doing It Tonight (neu an dieser Stelle statt Haunted)
10. Space Truckin (mit Steve-Intro statt Keyboards)
11. I Got Your Number
12. The Well Dressed Guitar
13. Perfect Strangers (mit Klassik- und Star-Wars-Intro von Don)
14. Smoke On The Water

15. Hush (mit Schlagzeugsolo)
16. Fever / Hit the Road Jack
17. Black Night (mit Bass-Intro von Roger und Steve als Gesangslehrer für das Publikum)

 

(a.h.) andreas@lonereviewer.de

 

Deep Purple - Live 2003 Berlin, Wuhlheide, 17.06.2003

Hier haben wir einen ganz speziellen Erlebnisbericht von Sanny, nämlich direkt VON der Bühne bei den Jungs von Deep Purple :

 

 

Eine Menge Leute verstehen mehr von Deep Purple als ich und einer dieser
Experten -meine liebe Freundin aus Kopenhagen- kam extra nach Berlin, um sich
gemeinsam mit mir das Konzert am 17. 6. in der Wuhlheide anzusehen -und zwar aus
einem nicht ganz alltäglichen Blickwinkel, nämlich dem Publikum gegenüber auf
der Bühne.
Alles begann am späten Vormittag dieses Tages damit, daß wir unsere Tickets noch
nicht hatten, und meiner Freundin, einem Fan schon länger als ich denken kann,
die dankbare Aufgabe zufiel, Mr. Ian Gillan in seinem Hotelzimmer in Berlin
anzurufen und zu fragen, wo wir unsere Karten abholen sollten. Am Haupteingang
zum Konzertgelände wollte er sie hinterlegen lassen, entschied Ian, und so
begaben wir uns nachmittags einmal quer durch Berlin zur Wuhlheide nur um dort
festzustellen, daß unsere Namen nicht auf Ians Gästeliste auftauchten. Und
wieder mußte meine Freundin ran, diesmal, um Ians Handy anzurufen, dessen Nummer
er ihr für eventuelle Schwierigkeiten gegeben hatte, und ihn um Hilfe zu bitten.
Das Ganze war ihr furchtbar peinlich, besonders, da sie ihn ein zweites Mal
anrufen mußte, ehe wir und ein Manager dahinter kamen, daß unsere Namen zwar auf
der Liste standen, aber völlig falsch geschrieben.
Ians zweite Rücksprache brachte uns aber endlich die ersehnten VIP-Tickets und
den Eintritt ins Konzertgelände. Geradewegs an den Zuschauerrängen vorbei ging
es nun hinter die Bühne, wo wir uns selbst überlassen nach Herzenslust die
Arbeit der vielen Helfer beobachten konnten, die so ein großes Konzert erst
möglich machen.
Während wir bei Selter und Bier in der Sonne saßen, fuhr der erste Bus vor und
ein kleiner Pulk von Fotografen wurde plötzlich munter und stürzte sich auf die
Ankömmlinge, kaum daß sie aus dem Bus gestiegen waren.
"Lynyrd Skynyrd" erklärte meine Freundin mir und goß sich ein neues Glas Selter
ein, während die Band nach einigen Minuten höflicher Geduld in der Garderobe
verschwand.
Für jemanden, der Konzerte sonst nur aus dem Publikum kennt, ist jede
Kleinigkeit hochspannend, die sich um die Bühne herum und dahinter abspielt, und
so merkte ich nur plötzlich, daß das Vorprogramm begonnen hatte. Lynyrd Skynyrd
waren auf der Bühne und die Stimmung stieg.
Meine Freundin wollte auf die Ankunft von Deep Purple warten. Deshalb blieb ich
mit ihr sitzen, lauschte der Band, die ich nicht sehen konnte, und beobachtete
die Roadcrew und das Publikum. Wann hat man bei einem Rockkonzert schonmal einen
ungehinderten Blick auf die Menge, während man selbst zurückgelehnt auf einer
Bank lümmelt?
Irgendwann fuhr dann der zweite Bus mit Deep Purple an Bord ein, aber da
alle Musiker ohne Umschweife im Garderobentrakt Marke Baucontainer verschwanden,
entschieden wir, uns das restliche Konzert von Lynyrd Skynyrd anzusehen. Wir
fanden einen Platz am Rand der Bühne, wo schon Beleuchter, Soundtechniker und
Kabelträger saßen, die gerade nichts zu tun hatten. Die Sicht auf die Bühne war
alles andere als optimal, aber die Gesellschaft war spannend, besonders als
meine Freundin mich antippte und auf ein Mädchen neben uns deutete. "Ich glaube,
das ist die Tochter von Roger Glover."
Sobald sich das Konzert dem Ende zuneigte, stieg der Streßpegel rund um die
Bühne enorm und da wir überall im Weg standen, wollten wir an unseren alten
Platz zurück gehen. Dazu mußten wir an dem Flur vorbei, an dem ein mit
Filzstift beschriebener A5-Zettel alle darauf hinwies "Deep Purple dressing
room" und aus der geöffneten Tür schoß plötzlich Ian Gillan direkt auf uns zu.
Er strahlte uns an, wechselte ein paar Worte mit meiner Freundin, sagte mir
"hello, nice to have you here", Umarmung, Küßchen...
Plötzlich bat meine Freundin ihn um einen guten Platz am Bühnenrand für sich und
einen Stuhl für mich, da das ständige Stehen anstrengend für eine Person von der
Größe und dem Gewicht eines Flohs sei. Er versprach, das mit der Managerin zu
klären und tatsächlich las uns ein paar Minuten später eine junge Frau auf und
brachte uns zu einem freien Stehplatz direkt neben der Bühne und einem Stuhl
darauf. Da saß ich nun mit dem Gefühl, daß alle im Publikum mich sehen müßten
(hoffentlich ein Trugschluß!) und war froh, als die Lichter ansprangen und die
ersten Gitarrenklänge einsetzten.
Mit meinem Wissen über Deep Purple kann ich nicht einmal sagen, welche Songs sie
spielten, aber ich weiß ganz genau, was sich versteckt vor dem Publikum hinter
Iain Paices Schlagzeug abspielt, und was Ian Gillan tut, wenn er hinter den
Bühnenaufbauten verschwindet. Und ich weiß, daß die Crew von Lynyrd Skynyrd noch
mit einpacken beschäftigt war, als Deep Purple schon ihr halbes Konzert gegeben
hatten.
Ian warf uns ab und zu fragende Blicke zu: "Thumbs up?" und einmal kam Roger
mitten im Lied zu uns, küßte seine Tochter und begrüßte uns. Er sprach ein paar
Minuten mit uns und war einfach nur total sympatisch. Es war toll!
Die Blicke auf die Leute unten in der menge zeigte mir, daß der Funke von der
Band nur auf die ersten drei oder vier Reihen übergesprungen war, aber unserer
Stimmung tat das keinen Abbruch. Viel zu schnell war das Konzert vorbei und in
der Hoffnung auf ein paar Worte mit der Band gingen wir wieder hinter die Bühne.
Dort erschienen kurze Zeit nach dem Konzert die Fans, die After Show Tickets
hatten, um beiden Bands kurz die Hände zu schütteln, sich Autogramme geben oder
sich mit ihrem Star fotografieren zu lassen. Zuerst fühlten wir uns etwas
verloren; zwischen uns, den anderen Fans und den Bands stand eine ganze Reihe
ziemlich großer Männer vom Sicherheitsdienst. Aber nachdem sich der erste
Ansturm auf Deep Purple gelegt hatte, kam einer nach dem anderen zu meiner
Freundin, unterhielt sich mit ihr und drückte sie ausgiebig, bis die Band vom
Tour-Manager in den Bus und wir vom Sicherheitspersonal vom Konzertgelände
gescheucht wurden.
 

(s.b.)

 

[ redaktion@lonereviewer.de ]

 


 

Deep Purple - Live 2001 Rostock, Stadthalle, 14.08.2001

 

Made in Rostock: Es war warm in Rostock, noch wärmer in der Stadthalle, am heissesten sicherlich dort ab 21 Uhr und so ab etwa 22 Uhr stand die Temperatur kurz vor dem Siedepunkt. Deep Purple und die Fans in der ausverkauften Stadthalle bewiesen, dass auch im kühlen Norddeutschland die Stimmung kochen kann.

Bereits eine Stunde vor dem Konzert ging überhaupt nichts mehr auf dem Parkplatz der Stadthalle, spätestens zu diesem Zeitpunkt war jedem klar, dass das Konzert nicht in ein Sommerloch fiel. Ich sah viele Leute, die eigentlich Mitte August in Urlaub sein wollten, irgendwo weit weg - aber sich dann doch wohl anders entschlossen hatten.

Um 19:58 Uhr startete als Vorband eine sehr junge, deutsche Rockgruppe (aprilDaze), mit gitarremlastigen Rock (3 Gitarren, Bass, Schlagzeug). Die Stadthalle war im Innenraum (unbestuhlt) mit Menschen gefüllt, auch die Tribünen besetzt. Als der Sänger der Vorgruppe vor dem letzten Lied für seine CD warb und sagte, dass sie gleich die CD in der Nähe des Mischpults (hinten im Innenraum) verkaufen wollten, fiel ihm und seinem Gitarristen wohl auf, dass das keine so gute Idee war („besser doch am Eingang“): Zum Mischpult wäre kaum noch jemand durchgekommen. Um 20:35 Uhr begann die Umbaupause, um 21:00 Uhr schließlich ging das Licht aus, draußen ging langsam die Sonne unter ...

... in der Stadthalle dagegen flogen wir mit „Woman From Tokyo“ “into the rising sun”. Während es draußen langsam abkühlte, ging in der Stadthalle die Post ab. In den nächsten 110 Minuten sollten die Fans folgende Songs genießen können:

Woman From Tokyo

Ted The Mechanic

Mary Long

Lazy

No One Came

Fools

The Well Dressed Guitar

Perfect Strangers

When A Blind Man Cries

Guitar Intro Parade

Smoke On The Water

Speed King

 

mit den Zugaben

Black Night

Hush

Highway Star

 

Schon zu Beginn wurde klar, dass zwar Jon Lord (keyboards) wegen seiner Knieoperation nicht dabei war, von Don Airey aber sehr gut vertreten wurde. Don spielte manchmal wie Jon, brachte aber auch eigene Ideen mit ein, so dass das Warten auf seine Soli ein Spannungsmoment des Abends wurde.

Bruce Payne, der Trainer, hatte seine Mannschaft wie üblich offensiv aufgestellt. Hinten links Ian Paice an den Drums, hinten rechts Don Airey an den Keyboards. Vorn war die Startaufstellung mit Roger Glover am Bass links, Steve Morse an der Gitarre rechts und Ian Gillan (vocals) als Mittelstürmer die übliche, allerdings wurden durch verwirrende Positionswechsel während des Konzerts alle statischen Vorgaben aufgehoben. Ian Gillan war körperlich in bester Form, schien rank und schlank. In zunächst buntem T-Shirt, Dreiviertel-Hosen und barfuß wirkte er wie ein Urlauber, der gerade vom Ostseestrand kam, - hatte aber natürlich kräftig zu tun. Und stimmlich war er blendend in Form. Verglichen mit den Reunion-Konzerten Mitte der 80er, und dann auch im Vergleich zu den Konzerten 1996, 1998 und 2000 scheint seine Stimme sich immer besser zu entwickeln. Es scheint Zeit zu sein für „Child In Time“...

Zur Set-List: Der neueste Song wurde im Jahr 2002 (abschliessend) komponiert („The Well Dressed Guitar“, jedenfalls wenn man Ian Gillan glauben darf, dass Steve Morse immer noch im Bus und eben gerade in der Umkleidekabine noch daran geschrieben hat), dann gab es mit „Ted The Mechanic“ noch einen aus den 90ern und mit „Perfect Strangers“ einen aus den 80ern. Trotz der Oldie-Parade der Songs aus der Mark-I und Mark-II-Phase entwickelte sich ein abwechslungsreiches Programm: Wer hatte in Deutschland denn „Fools“ schon einmal live gehört? Nur diejenigen, die die Concerto-Tour in 2000 besucht hatten. Und wer hatte „Mary Long“ schon einmal live gehört?

Zum Ablauf: Nach „Woman From Tokyo“ und „Ted The Mechanic“ kam die erste Überraschung: „Mary Long“. Der Song wirkte extrem kraftvoll.  Da ich in letzter Zeit „Who Do We Think We Are“ einige Mal als „Vorbereitung“ auf das Konzert gehört hatte, war ich überrascht, wie gut der Song live wirkte - und hier war gerade im langsameren Schlussteil schon klar, wie gut Ian Gillans Stimme war.

Vor „Lazy“ dann die Ansage von Ian Gillan, die auf die Knieoperation von Jon Lord hinwies und Don Airey an den Keyboards vorstellte. Obwohl einige der Zuschauer hier wohl negativ überrascht wurden, gab es bereits einen stürmischen Beifall für den Neuen, auf den dann auch gleich die erste Herausforderung wartete - das Intro von „Lazy“. Don Airey meisterte es gut, mit eigenen Ideen, nicht ganz so lang und virtuos vielleicht wie Jon Lord - aber den gibt es ja auch nur einmal. Nach „Lazy“ kam dann die nächste Überraschung, „No One Came“, mit Soli von Steve und Don.  Don hatte mittendrin ein technisches Problem, das Solo stoppte, Deep Purple spielte mit Bass-Drum weiter, dann stieg Steve wieder ins Solo ein und überspielte die technischen Probleme.

Bei „Fools“ war das Keyboard wieder in Ordnung, es spielte auch eine der Hauptrollen in diesem Song. Schon bei der Ansage hörte man aus dem Publikum, dass sich sehr viele auf dieses Lied freuten. Und tatsächlich: Es war der erste Höhepunkt des Abends, wobei sich das Konzert ab „Fools“ dann wirklich von Höhepunkt zu Höhepunkt steigerte. Falls Ian Gillan wieder verantwortlich für die Setlist war, hier schon einmal ein dickes Kompliment für Auswahl und Reihenfolge der Titel.

In „Fools“ kam nur einmal die Blackmore-Sehnsucht auf, als im langsamen Mittelteil die „Streicherpassagen“ nicht von der E-Gitarre, sondern von Don Airey kamen. Aber Morse ist nicht Blackmore - und Blackmore nicht Morse. Steve Morse hatte andere Stärken, die er schon im nächsten Lied voll ausspielte.

Es kam nämlich „The Well Dressed Guitar“. Ein Lied, an dem nach Ian Gillan immer noch komponiert wird von Steve, und er wird wohl auch in den nächsten Konzerten damit nicht fertig werden. Wer diesen Song von der Concerto-Tour kennt: Das große Symphonie-Orchester fehlt zwar, aber es wird durch das Keyboard ersetzt. Welche Version einem besser gefällt, ist eher Geschmackssache. Da ich mir nach dem Konzert noch die Ahoy-Live-CD von der Concerto-Tour gekauft hatte, hatte ich den direkten Vergleich, in dem mir die Orchester-Variante noch besser gefiel.  Aber trotzdem: Die Morse-Zeichen waren hiermit heftig gesetzt und beim Publikum angekommen. Und der nächste Höhepunkt: „Perfect Strangers“. Ein Song aus der 80er Reunion-Phase, der aus den Setlists nicht mehr wegzudenken ist. Die LightShow (die einzige, die Deep Purple in Konzerten einstreut) war wieder gelungen. Toll aber insbesondere das lange Keyboard-Intro von Don Airey, das Ian Gillan sich hinter den Boxen stehend andächtig und zufrieden anhörte - „Don, klasse gemacht“ muss er gedacht haben.

Mit „When A Blind Man Cries“ folgte ein Blues, der wieder Ians stimmliche Qualitäten zeigte. Ein langes Steve-Morese-Intro, ein langes Airey-Solo, ... Und ein Dank von Ian Gillan an Don Airey, der ihn in der Strophe nach dem Solo sogar in den Liedtext einbaute!

An der „Guitar Intro Parade“ konnte man erahnen, dass „Smoke On The Water“ wartete. Auch diese Riffs aber wurden nicht in den mir bekannten Fassungen der Jahre 1998 und 1999 gespielt, sondern erstens andere und zweitens in ausführlicherer Fassung. So wurden „House Of The Rising Sun“ und „Honky Tonk Woman“ sogar angesungen von Ian Gillan, die „Intro Parade“ wurde zum Klassiker-Medley, bis...

... “Smoke on The Water” kam. Dab-dab-daaa dab-dab-daa-daaa reichten, um den Siedepunkt in der Stadthalle zu überschreiten. Aber es kam noch besser: „Speed King“ folgte und ich schaute auf die Uhr: 70 Minuten Spielzeit hatten wir erreicht, am Ende von „Speed King“ waren es 85 Minuten. „Speed King“ wurde wie auf der Live-CD „Total Abandon“ angereichert um

  • ein Duell Gitarre/Keyboard (auch Don kann sich duellieren, wenn er auch eher komplizierten Angriffen von Steve geschickt auswich, während Jon selbst angriff, aber auch Cassius Clay hat ja früher Angriffe im Duell geschickt ausgependelt :-) )
  • ein Bass-Solo von Roger (länger als das, was ich aus 1998 kannte), mit geschickter Überleitung zu
  • Paiceys Drum-Solo, als Höhepunkt sicher das einhändige Spiel zwischendurch (andere sind mit zwei Händen nur halb so schnell)
  • einen Dialog zwischen Ian und Steve: richtig gehört, das Duell Stimme gegen Gitarre wurde abgelöst durch einen Dialog über Getränke (Wein, Bier, Whiskey, Wasser, Power Drinks :-) ), wobei Ian die Frage stellte und Steve mit der Gitarre antwortete - eine grandiose Alternative zum bis 1999 üblichen Duell.

 

Nach „Speed King“ war dann das „normale“ Konzert zu Ende, es warteten aber noch drei Zugaben. Zu Beginn dirigierte Ian Gillan das Publikum, das sofort wusste, was es zu „singen“ hatte - die “Black Night”-Hymne wartete. „Black Night“, mit dem Publikum als Dialogpartnern auch bei Steves Solo, wurde in üblicher „Total Abandon“-Qualität präsentiert.

Danach die Ansage von Ian Gillan, nun „back to the roots“, der Titel, mit dem alles begann. „Hush“ folgte. Als vorletzte Zugabe perfekt platziert, weil auch das Nananana vom Publikum mitgesungen werden kann und die Stimmung so oben blieb. Und schließlich folgte als Krönung „Highway Star“. Steve Morse kam nicht ganz so zum Zuge als Motorradfahrer wie etwa bei „Total Abandon“, dafür hatte Don Airey einen kleinen Teil am Intro von „Highway Star“ bekommen.

Nach dem Ritt auf dem Motorbike war es leider zu Ende - nach 110 Minuten doch eigentlich zu früh. Wenn man an der Setlist Kritik üben will, dann vielleicht die, dass die zweite bis vierte Zugabe fehlten mit Klassikern wie „Strange Kind of Woman“ und „Space Truckin“, mit Hymnen wie „Child in Time“ oder mit neueren Titeln wie „69“.

Naja, im Jahr 2003 wird es hoffentlich wieder ein Deep Purple-Konzert in Rostock geben - vielleicht mal zur Abwechslung im nagelneuen Ostseestadion Open Air vor 40.000 Zuschauern, mit Rainbow und Whitesnake als Support Acts, Blackmore spielt dann mit Morse zusammen „Highway Star“, Coverdale singt „Burn“, ach ja, ...., nun ja, bei diesen Temperaturen darf man schon mal spinnen....

 

(a.h.) andreas@lonereviewer.de

 

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