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 Westernhagen

Westernhagen – in concert 2005

„wenn das Licht auf dich fällt“

(Konzertaufzeichnung: Arena Hannover, 18.11.2005)

 

Westernhagen-Vorhang 

 

nanu, das kenn ich doch

 

Endlich vollbracht, es gibt ein Westernhagen-Konzert erstmalig auf DVD! - Das Cover erinnerte mich sofort etwas an das Kinoplakat zu „der Mondmann“ mit Jim Carrey, welches das Leben des US-Komikers Andy Kaufman aufarbeitete. Jener Kaufman, der zeitlebens eher umstritten als geliebt war. Vielleicht ein gewollter Zufall. Aber diese persönliche Interpretation war es noch längst nicht alles, denn es folgten …

 

drei Überraschungen vor dem ersten „play“

 

(1) Erneut eine DVD aus der Zukunft. VÖ: 27.10.2006, gefilmt 18.11.2006. Wie schnell es doch manchmal mit der Produktion geht …

(2) Des Weiteren staunte ich, dass überraschender Weise ‚edel’ als Vertriebsfirma auftrat. Was war denn mit Warner Brothers. los, dass sie sich diesen vermeintlichen Renner im Weihnachtsgeschäft entgehen ließen?

(Erst später sollte ich zufällig lesen, dass WB den Vertrag mit Westernhagen nach 32 Jahren nicht mehr verlängert hatten …)

(3) Wider Erwarten gab es keine DVD von den Berliner Konzerten sondern „nur“ einen Mitschnitt aus Hannover. Für mich somit lediglich die Chance eines Vergleiches anstatt eines persönlichen Nacherlebens, da ich mich doch schon mittlerweile fast ein Jahr auf die DVD aus Berlin gefreut hatte.

Zu den damaligen Berliner Konzerten im November’05 ist alles gesagt, kann man ggf. nachlesen. Für die Konzertgänger war es vielleicht eh hauptsächlich eine Frage, die sie zum Besuch bewegte: Wie wirkt Westernhagen nach all den Jahren Pause jetzt auf der Bühne?

 

die Extras

 

Neben der Konzert-DVD gibt es als Bonus einen laut Verpackung 80minütigen Silberling. Darauf sind eine (leider ohne Musik unterlegte und unkommentierte) Bildershow von Tourphotos.

Interessanter sind aber die 11 Videoclips, die toller Weise mit dabei sind. Dabei handelt es sich um neun der auf die Konzertleinwand projizierten Filme, welche jetzt mit den entsprechenden Studiosongs unterlegt sind. Dazu gibt es zwei ungezeigte Bonusclips (steh auf, mit dem Rücken zur Wand). Tolle Idee und die Clips sind durchweg gut bis sehr gut gelungen.

Des Weiteren gibt es ein 27,5minütiges Making-Of über die Tour mit Einblicken über die Bühnenaufbauarbeiten und das gesamte Wirken der Off-Stage-Crew vor während und nach dem Konzert. Zusätzlich kommen einzelne Bandmitglieder kurz zu Wort. Diese Doku ist komplett in schwarz-weiß gehalten und sehr interessanten für den oftmals „ahnungslosen“ Konzertbesucher. Sehr gut und kurzweilig zusammen geschnitten.

Dazu liegt in der Pappbox der DVD ein Begleitheft mit ein Bildern von Konzertfotos und allen wichtigen Angaben zu den Liedern und Künstlern, so dass es als gelungen bezeichnet werden kann.

Alles in allem sehr gelungene Extras, die nicht nur quantitativ, sondern wirklich auch qualitativ zum gesamten Produkt positiv beitragen. Tolle Ideen, gut umgesetzt.

 

Die fast 129 Konzertminuten sind sowohl in Dolby Digital 2.0, 5.1 als auch DTS zu genießen. Untertitel gibt es nicht, aber Westernhagen singt und spricht ja zumeist deutsch auf seinen Konzerten.

 

auf die Plätze – fertig – play

 

Die Darbietungen der 25 Songs in der Einzelkritik:

 

(01) Das bekannte aber verhaltene weißt du, dass ich glücklich bin als Opener, toller Splitscreen-Einsatz, um die Szenerie und Bandmitglieder vorzustellen. Pure Selbstinszenierung, erst nach sechseinhalb Minuten werden die ersten Fans kurz eingeblendet.

(02) Der eigentliche Opener: es geht mir gut. Die markante Stimme umringt von begeistert mitklatschenden & mitsingenden Fans. Erstes Posing. Jay Stapley darf kurz glänzen.

(03) Willenlos. Er und die Fans.

(04) Einer der wenigen klasse Songs von Nahaufnahme: daneben. Gut vorgetragen vom Showman und die schnellste und beste Nummer des Abends, die auch vom Text her reinhaut.

(05) Die bis hierher aufgenommene Fahrt abrupt mit der Ballade versuch dich zu erinnern gebremst. Erstmaliger Einsatz der Videoleinwand und der Bläser in Form des Trompeters Roddy Lorimer, wofür es Extraapplaus gab.

(06) Die gefällige Zufriedenheitsballade eins. Schnörkellos.

(07) Das kämpferische schweigen ist feige in toller Einspielung der Band und hervorragendem Schnitt zwischen allen Beteiligten.

(08) Bei der längeren Nummer du entkommst mir nicht werden alle Register gezogen. Erstmalig tritt die Tänzerin (Anna Haman) in Erscheinung während hinter ihr auf der Videoleinwand wieder ein Clip abläuft. Tim Sanders am Saxophon mit einem Solo am Ende des Liedes, während Westernhagen mit seiner Backgroundsängerin Della Miles spielt und englische Phrasen einbringt.

(09) Nur ein Traum. Vom Titel her ein weiteres Highlight jedoch von Band & Sänger zu brav vorgetragen. Die Mundharmonika ist Pflicht. Variiertes Ende, dafür gab’s Szenenapplaus.

(10) Gejammer mit stimmigem Banjo, Geige und kurzen Tanzeinlagen von Westernhagen. Die Backing Vocals sind für eine besondere Note extra gleichlaut gezogen.

(11) Eine seiner besten Balladen, kein Gefühl. Gewohnt souverän vorgetragen. Gänsehautatmosphäre garantiert. Jay Stapley und Della Miles dürften glänzen.

(12) Ein kurzes (unnötiges) Medley von baby, please don’t go / Suzie Q, in welchem sich schon das nachfolgende Stück andeutet und wohl als alternatives Intro dienen sollte.

(13) Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz. Wie auf jedem Konzert ein Highlight, bei dem jeder freiwillig mitmacht.

(14) Dicke überraschender Weise in einer lateinamerikanisch/jazzigen Version. Mit Bläsern und allem was dazu gehört.

(15) Wieder eine ruhige Nummer: liebst du mich. Auf alle Fälle das schönste Leinwandvideo, von dem man jedoch nicht allzu viel mitbekam. (Kann man aber in den Extras nachholen.) Als Outro ein schönes Klaviersolo.

(16) Cooler Clip mit Split-Screen, tollen Lichteffekten und dem nötigen Drive zu keine Zeit, so dass man das 1:1 so als Video an die Musiksender geben könnte. Fan-Fave.

(17) You got to move. Ein kurzes Gitarrensolo und die Bläser traten komplett an. Ansonsten komplett überflüssig (wie eh und je).

(18) Der zweite Auftritt der Tänzerin nunmehr seXy (also zu dem Lied) und mit vollem Körpereinsatz. Jeder auf der Bühne ist voll engagiert, eine wahre Augenweide. Der Song an sich ist ja schon längst ein Klassiker.

(19) Wieder hier - der obligatorische Song vor der Zugabe. Dessa Miles noch mal im Rampenlicht. Westernhagen lässt sich feiern. Besser kann man (sich) nicht inszenieren.

(20) Behind-the-curtain-cam und dann ging es weiter mit weil ich dich liebe. Ein Oldie, der immer wieder gern von den Fans gehört wird. Mit Sax-Solo. Der Song ist an dieser Stelle im Konzert nur durch geiler is’ schon [akustische Version] zu überbieten.

(21) Der Auftakt für das Intermezzo am vorderen Bühnenrand war Johnny W. Die Fans waren von jetzt auf gleich dabei.

(22) Mit einem zusätzlichen persönlichen Intro gab es dann eine lange Version von mit 18. Die die Fans frenetisch bejubelten bis sich der Vorhang wieder schloss.

(23) Das war n Abend. – Alles ist möglich. Eine voranging aufs Piano reduzierte, ruhige Ballade, um die Gemüter wieder abzukühlen und auf das alsbald anstehende Ende des Abends vorzubereiten. Mit Saxophonstreicheleinheiten.

(24) Mit dem gefühlvollen mit dem Rücken zur Wand gab es das Stück mit der DVD-Titel-Zeile „wenn das Licht auf dich fällt“, welches ihm wohl derzeit am meisten selber bewegt.

(25) Wie seit fast 100 Jahren als Mitsingfinale Freiheit. Gruppenverbeugung. Abgang. Fertig.

Als die Beteiligten dieser Tour/Produktion im Abspann genannt werden sind die Fangesänge vorbei und es wird auch kein neues Lied mehr für die letzten ca. zwei Minuten eingespielt. Wirkt befremdend; wie ein Musikvideo ohne Musik.

 

 

Fazit DVD vs. Live-Eindruck: Ein normales Konzert der Tour ohne überraschendes Highlight, wenn man selber auf einem der Konzerte war. Ich hatte den Eindruck, dass es mehr Solis in Berlin gab. Ansprachen ans Publikum waren auch seltener oder herausgeschnitten. Die Setliste war selbst bzgl. der Reihenfolge identisch, lediglich das Lied „ich wollte nie“ wurde nicht gespielt oder schaffte es nicht auf die DVD. Die Lichtshow war erwartet gut und die Videoleinwand zumeist mit stimmigen Filmen zur Gefühlsunterstützung eingesetzt. Der Schnitt ist durchweg gut, auch der, zum Glück nicht zu oft eingesetzte, Split-Screen erfüllte seinen Zweck zusätzlicher Informationsvermittlung. Westernhagen ist kein Jungspund mehr, so ist diese DVD ein Zeugnis eines gereiften Musikschaffenden. So verlassen wie das Cover denken lässt war er auch nicht, denn ihn unterstützten routiniert auftretende Musiker.

 

Keine finale Werkschau, denn dafür wurden zu viele Songs aus seinem Schaffensperioden ausgelassen und es gab zu viele neue Stücke. Eher eine rundum gelungene Show und ein solides Spätwerk. Vor allem für die Besucher des Konzertes als Erinnerung an diese Tour geeignet.

l.j. (lars@lonereviewer.de)

 

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