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 Live from the Dark: Europe

- Kritik der DVD des Konzertes -

Europe – live from the dark

(15. November, 2004 – “Carling Apollo Hammersmith Theatre” London, England)

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No more the final countdown. Fünf Alben und dann war einfach Schluss. Aus & vorbei. Erst 2004 – 12 Jahre später – konnte man sich wieder zusammenreißen und hat das Bandprojekt Europe wiederbelebt. Ein neues Jahrtausend war angebrochen und somit konnte und musste man von vorne anfangen ... a start from the dark.

 

Der Nachteil für die Fans, wenn ein Musiker oder wie hier eine Band in der Pre-DVD-Ära große Erfolge feierte(n), ist ja bekanntlich, dass es keine hochwertigen, digitalen Konzertmitschnitte zum immer wieder gern angucken gibt. Entweder wurde erst gar nicht aufgezeichnet, oder es handelt sich eben nach heutigen Standards um minderwertiges Material in Ton und/oder Bild.

Europe hatten damals (1983-1992) schon nicht sonderlich viele Konzertmitschnitte veröffentlicht und somit ist dieses Konzert erst das weltweit vierte und ihre erste DVD nach der erfolgreichen Reunion 2004. Die aktuelle Formation ist diejenige, die weltweit am erfolgreichsten war. Als da wären: (natürlich) Joey Tempest als Sänger, Ian Haughland an den Drums, Mic Michaeli an den Keyboards, John Leven am Bass und (wieder zurück) John Norum an der Gitarre. Dieses wird auch von den Fans als Bestbesetzung der schwedischen Ausnahmerocker angesehen.

Das nun auf DVD gebannte Konzert ist der „start from the dark“-Tourabschluß aus London. Die über die technischen Details nicht aussagekräftige, aber dafür schick aufgemachte, Verpackung beinhaltet 2 DVDs; neben der Konzert-DVD noch eine Bonus-DVD.

 

DVD 2: der Bonus.

Augen & Ohren der Fans werden bei dieser Dreingabe verwöhnt, so dass es keine pure Abzocke ist. Es gibt mehrere (jedoch sehr klein geschriebene) Texttafeln mit Biographie, Diskographie und Videographie von Europe. Bonustracks sind die Songs heart of stone & spirit of the underdog vom Soundcheck und die aktuellen Promovideos zu got to have faith & hero.

Die auf der Verpackung als “24 hours of documentary from the start from the dark tour”-Episode entpuppt sich als witziger, 24minütiger Clip vom Ende einer Show in den Niederlanden bis zum Betreten der Bühne in London zur DVD-Aufzeichnung. Nebenbei erfährt man Wissenswertes aus der Bandgeschichte.

Für Leute die selbst ein Instrument spielen ist jedoch die 14minütige Sequenz interessanter, bei der sich jeder der beteiligen Musiker zu seinem Equipment äußert.

Den längsten Teil, nämlich gut 75 Minuten, macht jedoch eine in schwarz/weiß gehaltene Taxi-Dokumentation aus. In diesen Sequenzen äußern sich die Musiker jeweils zu Gott und der Welt, Europe und übereinander, was alles in allem eine witzige Idee ist.

Ein kleines Manko ist, dass die Interviewteile komplett in englisch gehalten sind, wobei auf jegliche Untertitel verzichtet wurde. Ein weitaus größerer Nachteil wäre gewesen, wenn alles in schwedisch gewesen wäre. Ist schon gut so.

Fazit vom Bonusmaterial: Etwas mehr als zwei Stunden, die jedes Fanherz höher schlagen und kaum Wünsch offen lassen. Das Rundumsorglospaket.

 

DVD 1: das Konzert.

Alles fing ja gut an, als die Auswahl des Sounds aufklappte. Wahlweise kann man dts 5.1 digital surround sound, dolby digital 5.1 surround sound oder dolby digital 2.0 stereo anwählen. Also alles, was derzeit möglich ist. Sogar der Stereoton ist schon sehr gut abgemischt, so dass man selbst bei minimaler technischer Ausstattung einen perfekten Genuss für die Ohren hat und man die Instrumente gut von einander getrennt hören kann..

Aber nun zum Bild. Beim Genuss für die Augen ist leider genau das Gegenteil der Fall. Die Augen klappen sich schamerfüllt ein. Dass so etwas heute, im Jahre 2005, noch ungestraft auf den Markt kommen darf ist eine Schande. Dabei liegt es nicht am Vollformat von 4:3, oder der oft eingesetzten Handkamera, durch die das Bild unruhiger wird, sondern der grässlichen Auflösung. Um das zu beseitigen hätte ich notfalls auch noch ein weiteres Jahr gewartet. Abe so? Das Rundumsorgenpaket. Es ist einfach zum heulen.

(Dann versuch ich mal dennoch das Positive herauszustellen.) Die fünf Routiniers rackern sich auf der Bühne total für eine tolle Show ab und geben alles ... aber man sieht das oft nicht, denn beinahe alle Kameras werden von der spartanischen Beleuchtung hoffnungslos überfordert. (Das war nix, versuch es nicht mal. Denk an was Positives.) Der Schnitt des Gesamtkonzertes ist überwiegend gut, stellenweise sogar perfekt ... und dann versagen die Kameras auch noch total, wenn diese durch die tolle Lightshow aus Versehen direkt von den Scheinwerfern anleuchtet werden. Da kann selbst der beste Cutter nix mehr retten. (Du wolltest das Positive sehen, schon vergessen?!) “Sehen“ ist gut. Wie denn? Was denn? (Das Positive. Das Positive. Das Positive.) .... eeemmmhhh ... eeemmmhhh ... eeemmmhhh ...bei meinem DVD-Spieler kann ich beim Bild nicht nur Reinzoomen, sondern auch Rauszoomen, so dass das Leiden am miserablen Bild sich bei bestmöglicher Verkleinerung noch in Grenzen hält. (Na siehst du, es geht doch. Wir müssen nur wollen.)

 

Das Konzert war Extraklasse. Die bislang bekanntermaßen dominierenden Keyboards wurden, wie auch auf der aktuellen CD, in den Hintergrund gemischt, so dass man stärker Schlagzeug, Bass und die Gitarren hört, was dem Sound eindeutig zu gute kommt und es sich jetzt nach „richtiger Musik“ anhört. Die Band war gut aufgelegt und harmonierte durchwegs. Vor allem Joey konnte sich auslassen, da der keine von seinen Posen vergessen hat, die man in den 80ern von ihm kennen gelernt und lieb gewonnen hat. Mitunter tollte Joey so ausgelassen über die Bühne, dass selbst der Ultimate Warrior zu dessen besten Zeiten sich noch einiges hätte abgucken können. Kein Wunder, dass Joey Tempest einen Ventilator bei seinem Mikrofonständer brauchte, um nicht gänzlich davon zufließen. Apropos Mikrophonständer. Auch das Drehen desselbigen kann immer noch keiner besser als er, zumal es auch mit in die Songverläufe eingebaut ist.

Einziger Schönheitsfehler an diesem ansonsten grandiosen Abend war, dass zwischen den einzelnen Liedern wenig mit den Fans kommuniziert wurde. Der Rest war toll.

Die Setlist beinhaltet selbstverständlich viele neue Stücke, aber auch ein paar der Klassiker, die man all die Jahre live vermisst hat. Die 18 Songs (100 Konzertminuten) im einzelnen: ... got to have faith ein rockiger Opener zum Einheizen, der kräftig einschlug und beidem gleich mal der Echoeffekt ausprobiert wurde, der immer wieder mal zum Einsatz kommen sollte ... ready or not bekam ein seeeeehhhr laaaangsaaameeeeeessssss Intro verpasst (bitte lass es nicht wahr sein, nicht bei einem meiner Faves), aber es wurde alles gut & ordentlich beschleunigt & abgerockt ... superstitious leider nicht mehrstimmig begonnen, aber die schöne Bridge ist geblieben; erstmalig sind an diesem Abend die Keyboards wahrzunehmen ... America Joey freut sich ehrlich über die Begeisterung der Fans über das Comeback ... wings of tomorrow vor allem bei der Reprise merkt man, wie gut Joey nach all den Jahren noch immer bei Stimme ist ... let the good times rock und wie! die Fans von Mr. Mikrofonständerdurchdieluftwirbler singen sogar von ganz alleine ... animal crossing / seven doors hotel ein neues Keyboardinstrumental gepaart mit einem umjubelten Klassiker; was will man mehr ... hero ... wake up call zwei neue Songs, die souverän vorgetragen wurden ... sign of the times mit einem leicht modifizierten Keyboardintro ....die Bandvorstellung (pur, ohne dabei eine Melodie zu halten) .... Milano / girl from Lebanon noch ein neues Instrumental (hauptsächlich für Gitarre und Schlagzeug) und die schöne Ballade vom Prisoners in Paradise Album ... Carrie Joey akustisch & alleine mit den Fans – Gänsehautatmosphäre ... flames mit Pyrotechnik ... yesterday’s news für mich der Überraschungssong des Konzertes, da es damals nur die B-Seite (von the final countdown) war; und was für ein Songende ... rock the night und das taten sie ... start from the dark der Titletrack als erste Zugabe ... Cherokee ein weiterer Hit, den alle mitsingen konnten ... und als letztes das unverwüstliche the final countdown.

Fazit des Konzertes: Von jedem Album etwas, aber nie genug. Einzig den Klassiker open your heart hatte ich definitiv auf der Setlist erwartet. Insgeheim gehofft hatte ich noch auf das ein oder andere weitere Stück vom Prisoners-Album. Dass Joey nach den 100 Minuten immer noch bei Stimme ist, ist bewundernswert.

 

Summa summarum. Die DVD bietet einen tollen Eindruck, wie die Band heutzutage live agiert und gehört wegen des Sounds in die Sammlung eines jeden Rockfans und speziell der Europe-Fans. Das Bonusmaterial ist durchgehend ansprechend. Und da das Bild des Konzertes so mies ist, hat man gleich einen zusätzlichen Grund sich die Jungs/Männer bei nächster Gelegenheit live anzusehen. Europe sind kein Relikt aus alter Zeit, sondern immer noch ein tolles Live-Erlebnis. They let the good times rock.

 

(l.j.)

lars@lonereviewer.de

 

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