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 Joss Stone: Soul Sessions

Joss Stone - The Soul Sessions

 

"Totgesagtes lebt länger!"   Es gibt derzeit überall, in allen Medien vertreten, genug Rezensionen und CD-Besprechungen über das Erstlingswerk dieses 16jährigen Wunderkindes aus England, daher werde ich nur einen recht kurzen, subjektiven Kommentar zum Album "The Soul Sessions" schreiben...  Was dieses junge Kind schon mit seiner Stimme zu leisten imstande ist, lässt einen mit der Zunge schnalzen und in höchsten Lobeshymnen sprechen. Ich habe bestimmt seit etlichen Jahren kein derart gefühlvolles und stilistisches Soulalbum mehr gehört. Der Old-School schien tot gewesen zu sein. Niederreissende Ströme von allzu glatten RnB-Kompositionen drohten die Welt zu überfluten - aber dass es gerade ein junges, "weisses" Mädchen aus England sein würde, das uns vor dem Untergang bewahrt, hätte ich mir nicht ausmalen können.

 

Joss Stone (gebürtig Joscelyn Stoker) wiederbelebt den feinen, alten Soul der 60er und 70er, stellt sich wie ein Staudamm dem obigen Mainstream und bringt den wahren Soul wieder zurück ans Ufer - und wie sie das macht !  Wir haben uns damals ja schon über ein gewaltiges Stimmenpotential einer Anastacia gewundert und gefreut, aber was Joss da aus ihrer Kehle herausholt, und überhaupt die Weise, wie sie mit ihrer jungen, eigentlich (!?) unerfahrenen Stimme mit spielerischer Art umzugehen weiss, bringt mir Gänsehaut - insbesondere die dunklen, vibrierenden und leicht lasziven, aus dem Bauch herausgeholten, nach Liebe schmachtenden Momente - ja, Joss hat merklich schwarzen Soul im Blut ! Ich bin mir auch ziemlich sicher (und man hört es deutlich heraus), dass die Produzenten im Studio Ihr garnicht zu sagen brauchten, welche Passage sie wie zu singen habe - es steckt so in ihr drin, sie hat es einfach !  Die "bekannten", stimmungsvollen Arrangements (von alten Soullegenden, insbesondere Betty Wright eingespielt) klingen ehrlich und nach alter Schule ! Satter Hammond-Sound, groovender Bass, filigrane Pianoklänge, perfekt abgestimmte Choreinlagen feinster Machart und nicht zu vordergründige Gitarrensoli - das hat Soul, das hat Groove ! BISHER dachte ich immer (die, zumindest was ihre Alben angeht, leider oft unter Wert verkaufte) Mary J. Blige wäre die "neue" Aretha Franklin. Was mir eine Mary J. Blige oder Alicia Keys (beides ansich klasse Künstlerinnen) jedoch nicht geben können,dürfen oder wollen (?!), habe ich bei Joss Stone gefunden. Hach, ist das schön ! Es könnte mein persönlicher Anwärter auf das Album des Jahrzehnts werden... aber wir haben ja erst 2004, was erwartet uns noch von Joss Stone... ?! 

 

Ich glaube auch, die Tatsache, dass sie erst 16 Jahre alt ist, ist zwar sehr nennens- und beachtenswert, aber was eigentlich viel mehr überwiegt, ist die Freude, dass es endlich mal wieder jemand, der sich im sogenannten Soul-Genre bewegt, wirklich (!!!) schafft, das "Gefühl", dass diesen Soul vor Jahren soo tief prägte, wieder zum Leben zu erwecken. Ich hatte die Suche schon fast aufgegeben. 

 

Die Suche ist beendet ! 

 

Wie sehr mich "diese Stimme" Stone einnehmen konnte, beweist die Tatsache, dass ich "The Soul Sessions" einem alten Soul-Sampler (u.a. mit Aretha Franklin, The Commodores, Wilson Pickett, Al Jarreau) gegenüber, den ich am gleichen Tage erwarb, immer wieder hörender Weise vorzug ;) Es ist auch eines dieser Alben, wo der in unserer Kolumne beschriebene RAG-Effekt diesmal nicht greift. Diesmal hat mich das Album beim ERSTEN Hören überzeugt : man könnte sagen, der JSTSS-Effekt hat zugeschlagen ;)  Dabei verstehen es die Macher des Albums - statt, wie es heute eigentlich Gang und Gebe ist, alte, x-mal gecoverte Verkaufsschlager ERNEUT möglichst risikoarm versuchen zu re-animieren, um eine Scheibe vom stets "gesicherten", finanziellen Ertrag abzubekommen - HIER "die weniger bekannten" Soulklassiker von damals wieder neu aufzunehmen und ihnen durch Joss´ facettenreiche Stimme und ihr merklich ehrlich gemeintes Einbringen eine neue Frische zu verleihen, so dass ich "The Soul Sessions" gewissenhaft und freudig zu den Grossen des Souls in meinem Regal stellen kann. Das Album ist dabei keine bloße Ergänzung, es ist zu einem Teil meiner persönlichen Soul-Abteilung geworden !   Negativ stimmt mich momentan daher nur, dass dieses Album anscheinend vom Management nur dazu diente, Joss´s Potential ersteinmal aufzuzeigen, um beim zweiten Werk die massentaugliche Schiene einzuschlagen, um DOCH wieder dem oben erwähnten Mainstream, der alles wegspült, zu folgen - ich hoffe, es bleibt bei dem Gerücht und der Staudamm bleibt standhaft ! Ich will mehr HIERVON !  

 

Hörproben und weitere Infos unter  www.jossstone.com 

(a.j.)

 [ andre@lonereviewer.de ]

 

 

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