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 Catherine Duc - Visions and Dreams

 

CD-Review:

Catherine Duc

Visions and Dreams, 2005

 

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“Ätherisches Öl für die Ohren!”

 

Instrumentals blending elements from Ambient, Celtic, World, New Age, Electronica and Neo-Classical music” heißt es in der Produktumschreibung für das Erstlingswerk Visons and Dreams des “Instrumental Artist of The Year” (Los Angeles Music Awards, 2006): Catherine Duc – ich nenne es eine gute Schöpfquelle für Freunde musikalischer Filmuntermalung.

 

Der Lone Reviewer wagt diesmal seltsamerweise einen Ausflug in Gefilde, die fast schon ihren Abgesang einläuteten, nachdem der Begriff Enigma nun gedanklich wieder mehr mit einer Chiffriermaschine des 2. Weltkrieges in Verbindung gebracht werden dürfte denn mit  ethno-ambienten, esoterisch anmutenden Kompositionen eines Michael Cretus. Ich muß auch zugeben, daß ich mich – geleitet durch einen Fund bei MySpace - hiermit auf ein Genre einlasse, um das ich in der Musikabteilung eigentlich immer einen weiten Bogen gemacht habe, wenn ich zielgerichtet zu den erdigeren Feldern des Rock, Folk oder auch gerne Blues unterwegs war. Aber die Globalisierung im Internet taugt halt manchmal auch etwas. So wie in diesem äußerst positiven Fall von Catherine Duc, die obendrein ganz frisch als „Best Instrumental Artist“ (International Online Music Awards, 2007) ausgezeichnet wurde – man wird ja schon irgendwie hellhörig.

 

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Catherine Duc – Instrumental Artist of The Year

(Los Angeles Music Awards, 2006)

Noch kurz vor dem Jahrtausendwechsel wurde dieser Form von Musik – fast schon prophetisch anmutend als New Age in aller Munde  - ein wesentlicher Einfluß für das anstehende 21. Jahrhundert zugesprochen. Dieser ist nun im mehr oder weniger sortierten Plattenladen allenfalls noch in halb geöffneten Versandkartons oder auf Angebotstischen gleich neben 3er-Packs Strümpfen und Ersatz-Schnürbändern im Supermarkt zu vernehmen. Für die emotionale Untermalung cineastischer Welten jedoch ist dieser Schublade stets der oberste Platz im Auswahlschrank sicher und auf diesem Terrain mitnichten wegzudenken.

 

Die diplomierte Filmmusik-Komponistin und -produzentin (mit klassischer Pianoausbildung) Catherine Duc aus Melbourne bewegt sich auf eben dieser instrumentalen Schaffensebene, die aber auch ohne Leinwand auf CD funktioniert und epische Bilder vor unserem inneren Auge abspielen läßt, sobald wir die Kopfhörer aufsetzen - für diese Besprechung war das am Wochenende morgendlich längere Verweilen im Bett einfach ein Muß!

 

 

Bei Visions and Dreams mischt sich elektronische Vorgabe mit organischem Beiwerk. Neben Flöten, Keyboards, den bekannten weiblichen Sehnsuchts-Chorälen und unterlegten Beats aus der Drummaschine stricken sich auch Piano, Akustikgitarre und Streicher fleckenartig in das sonst einheitliche Synthie-Gewand. Ein Hauch von instrumentalen The Corrs aus den Anfangszeiten streift ebenso sanft durch die Gehörgänge, wie sanfte Anlehnungen an Film- und Videospielmusiken etwa aus Last Samurai, Lawrence von Arabien, Prince of Persia, Karate Kid oder Königreich der Himmel; wenngleich ein Ticken vorsichtiger, kaum heroisch, weniger episch und vielleicht eine Spur zu geradlinig; aber alles andere als eintönig.

 

Heimliche Visualisierungen von erträumten Welten bauen sich vor dem inneren Auge auf, während der Inhalt gewogen dahin schmilzt und die Seele kuschelig umschließt. Da mutiert beim Hören zur Abendzeit selbst die befahrene Bundesstraße vor meinem Fenster zu einem romantischen Bild.

 

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Catherine Duc – Best Instrumental Artist

(International Online Music Awards, 2007)

 

 

Insgesamt entwickelt sich das Album beim wiederholten Hören immer positiver und wird auch nicht wirklich langweilig. Man entdeckt immer wieder Neues; das spricht für gute Arrangements, die durch emotionale Ebenen vorangetrieben werden: Optimismus folgt Vorsichtsgeboten (Essence of Dreams), traditioneller Schwung (Dancing in The Mist) geht futuristischen Aussichten (Evocation) voraus und bietet Abzweigungen zur rekapitulierenden Erkenntnis (One Autumn Day; ein Lone Reviewerscher MySpace-Audiotipp) und Nachbesinnung (Secret Sanctuary) – Songs zur ruhenden Selbstreflexion. Einzig die Übergänge fehlen in der Produktion vielleicht ein wenig. Das Album, ansonsten selbst ein Fluß mit kleinen Adern an den Ufern, wirkt so leider nicht vollkommen und aus einem Guss. Hier dürfte man sich ruhig ein wenig mehr an das Beispiel Enigma (The Screen Behind The Mirror) anlehnen, ohne dabei kopierend zu wirken.

 

Hin und wieder streunen sich in Stereoeffekten auch mal leicht esoterische Naturklänge etwa von Meeresbrandungen, Bachrauschen und liebestollen Spaziergängen durch Kieselstein und Muscheln (hört sich jedenfalls nach eigener Erfahrung so an) hinzu; welche auf dem Album insgesamt jedoch gut platziert und nicht bestimmend sind und daher auch nicht stören. Ducs Erstlingswerk hat mehr den süß-herbstlichen Nachgeschmack von warmen Apfeltaschen am Gaumen als den markanten Geruch von einnebelnden Räucherstäbchen in der Nase. Medizin für die Seele ist es allemal und spendet auch an kalten Frühlingstagen die nötigen Streicheleinheiten, wenn es sonst keine/r mehr tut!

 

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Catherine Duc – World Music Nomination

(Just Plain Folks Music Awards, 2006)

 

Dieses eher besinnliche Genre findet genauso seine Berichtigung in dafür vorgesehenen Momenten des Seins, wie etwa der traurige Blues oder ein mitreißender Rock – allein die momentane Stimmung ist´s, die über Güte und Gefallen entscheidet. Es gehört zu jener Musik, die wir – dem Alltag zu entfliehen versuchend - immer nötiger haben. Visions and Dreams tut, und Musik hat diesen positiven Effekt hin und wieder, einfach nur gut. Entspannung, Seelenreinigung, Besinnung, wie man es auch nennen will, wenn man auch als nicht praktizierender Esoteriker die Wirkung beschreiben möchte, die es beim bedächtigen Lauschen auf einen hat. Man kann den Tag am frühen Morgen positiv und bedächtig damit beginnen oder aber die Nacht geruhsam mit der Gewissheit einleiten, daß ein neuer Morgen voller Möglichkeiten folgt… zwischendurch und zur Abwechslung tut´s dann halt wieder der gute alte Rock oder Blues.

 

Durch und durch ist Vision and Dreams also ein schönes Instrumental-Album für das wöchentliche Entspannungsbad bei Kerzenschein, den Lieblingssessel bei einem abendlichen Glas Rotwein vor dem Kamin oder der bloßen Heizung (je nachdem) oder für den alleinigen Herbstspaziergang durch das frisch herabgefallene Laub.

 

Einen klitzekleinen Kritikpunkt möchte ich jedoch als verstandene Anregung für das zweite Album anbringen: eine Spur mehr packende Höhepunkte, Mut zu mehr Pathos und Heroik und noch mehr akustische Elemente und die Kompositionen wirken beim intensiven Hörer nicht mehr so zaghaft und schüchtern nach. Alsbald können sich dann die Hans Zimmers, James Horners, Danny Elfmans und auch Howard Shores dieser Welt bei der Oscar-Verleihung vor Angst auf die Faust beißen, wenn es - zusammen mit Catherine Duc in der Kategorie der Film-Scores nominiert - heißt: „And the Oscar goes to…

 

7 von 10 Sternen 

Meine persönlichen Anspieltipps:

Essence of Dreams, Evocation, One Autumn Day, Secret Sanctuary, In The Light of Day

a.j. (andre@lonereviewer.de)

 

Offizielle Website: http://www.catherineduc.com

MySpace-Auftritt: http://www.myspace.com/catherineduc

 

Bilder mit freundlicher Genehmigung von catherineduc.com

 

 

 

 

 

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