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 Andrea Corr: Ten feet high

Andrea Corr – Ten feet high (CD, Juni 2007)

 

Die Kleine ganz groß

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Andrea ohne Familie auf Elektro-Pop-Abnabelungs-Welle

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Oops, was ist das denn? Hat man das neue Album von Andrea Corr, ihr Erstlingswerk, zum ersten Mal in den CD-Player gelegt, so mag man den Anfang nicht ganz glauben. Die Sängerin der Corrs, eine der vier Geschwister, die für irischen Folk-Pop mit Live-Qualitäten und handgespielten Instrumenten wie Geige und Flöte berühmt geworden waren, versteigt sich in Elektro-Sounds und elektronisch verzerrte Stimmen? Und der Auftakttitel Hello Boys bietet dann noch eine zweite Überraschung: da biedert sich doch eine aalglatte, männermordende Prostituierte an? Andrea Corr mal radikal anders.

 

Beim ersten Anhören schwimmt das Album dann von einer Überraschung zur nächsten: immer feinster Pop, manchmal mit Elektronikeinflüssen. Manchmal als ruhige Ballade, manchmal aber sogar als kubanischer Buena-Vista-Social-Club-Mix. Und manchmal einfach auch nur wundervoller Pop mit witzigen Texten und schönen Melodien.

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Andrea Corr hat das komplette Album (bis auf einen Titel) allein geschrieben und damit auch ihre eigenen Vorstellungen durchgesetzt. Und sie hat damit ganz schön Mut bewiesen, da sie von Kritikern und harten Corrs-Fans nun in der Luft zerrissen werden kann: da hatte man doch etwas ganz anderes erwartet, und wenn Erwartungen enttäuscht werden, ist man erst einmal negativ eingestellt.

 

Ich hörte die CD erstmalig auf langen Autofahrten. Irgendwann war sie zu Ende – aus dem Auto konnte ich nicht heraus – und so hörte ich sie mehrfach hintereinander. Erst so langsam entwickelte sich dann der bleibende Eindruck, dass die Kleine (ein sogenannter laufender Meter) eben doch ganz groß ist – eben Ten feet high (etwa drei Meter groß), wie der Titel des Albums auch suggeriert.

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Und hat man nach dem Prostituierten-Auftakt mit dem sehr sexy, elektronisch und selbstbewußt arroganten Hello Boys dann noch Titel zwei und drei überstanden (das wäre dann die erste Single gewesen), dann kommen die Perlen des Albums.

 

Als Anspieltipps sind zu empfehlen: Ten Feet High (man achte im Text darauf, in welchen wechselnden Zusammenhängen diese Größe vorkommt) als wunderschöner Pop, Champagne from a Straw (die zweite Single) mit interessanter (kubanischer) Instrumentierung als verspäteter Sommer-Hit, Stupidest Girl in the World mit extrem teibendem Schlagzeug und wundervoller Melodie, dazu mit This is what it’s all about und Ideal world zwei schöne Balladen.

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Nimmt man mit Take me I’m yours den zweiten Titel mit elektronisch verzerrter Stimme dazu, so hat man einen schönen Querschnitt des Albums gehört.

 

Was hängen bleibt: Andrea hat die Fähigkeit, schöne Melodie zu schreiben und witzig zu texten. Andrea hat weiterhin eine sehr markante Stimme, die einem angenehm im Ohr liegt. Und sie hatte den Mut, nicht wie ihre Geschwister – und immer unterschiedlich zu klingen. (Nebenbei: zur schönsten Frau der Welt wurde sie in England ja mehrfach gewählt. Das hört man aber nicht.)

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Nach dem ersten Entsetzen klärte sich nach vielen Kilometern Autofahrt dann die Lage: ein Album als Empfehlung..

 

6 von 10 Sternen

 

a.h. (andreas@lonereviewer.de)

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Fotos: Offizielle Pressefotos von http://andreacorr.co.uk

 

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